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Mehr Unternehmen bieten duales Studium an

Vor allem die große Praxisnähe wird geschätzt. Dennoch studiert weiterhin nur ein kleiner Teil der Studierenden dual. Dabei wäre dies ein gutes Mittel gegen den Fachkräftemangel.
06.05.2022

Das duale Studium stößt überwiegend auf hohe Akzeptanz. (Symbolbild)

Duales Studium boomt in Deutschland. Allerdings unterscheiden sich die Studienangebote deutlich voneinander. Das hat eine Studie des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) herausgefunden.

Auch zwischen den Bundesländern bestehe eine große Variationsbreite bei Studienangebot, Nachfrage oder Vergütung. Während beispielsweise im Saarland rund ein Drittel aller Studierenden in einem dualen Studiengang eingeschrieben ist, beträgt die Quote in acht anderen Ländern nicht einmal drei Prozent.

Um das Vierfache angestiegen

Die Zahl der Studierenden, die ein Studium mit einer Berufsausbildung oder längeren Praxisphasen in einem Unternehmen verbinden, ist zwischen 2004 und 2019 um das Vierfache angestiegen. Aktuell sind etwa 122.000 Personen in einem der rund 2000 dualen Studiengänge an deutschen Hochschulen eingeschrieben, heißt es.

Allerdings führe das duale Studium in Deutschland mit einem durchschnittlichen Studierendenanteil von 4,2 Prozent bundesweit und einem Erstsemesteranteil von aktuell 4,6 Prozent weiterhin eher eine Randexistenz.

Erhebliche Unterschiede bei der Vergütung

Die Analyse zeigt dabei deutliche Unterschiede beim dualen Studium je nach Bundesland. So sei etwa in Bayern jeder fünfte Studiengang ein duales Angebot, in Bremen und Sachsen-Anhalt nicht einmal jeder zwanzigste. Hingegen ist die stärkste Nachfrage mit deutlichem Abstand im Saarland zu beobachten. Dort sind fast 30 Prozent aller Studierenden in einem dualen Studiengang eingeschrieben.

Das übersteige den Bundesdurchschnitt um rund 26 Prozent. Bemerkenswerte Unterschiede gibt es auf Länderebene auch bei der Vergütung: So erhalten dual Studierende im Saarland von den kooperierenden Unternehmen des Studiengangs monatlich im Durchschnitt 627 Euro, in Hessen dagegen 1115 Euro.

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Duales Studium bietet gute Perspektive

Die Hochschulen, Studierenden und Unternehmen zeigen sich mit dem dualen Studium sehr zufrieden. Auch wenn die enge Kooperation der Lernorte hohe Anforderungen an alle Beteiligten stellt und hier nach wie vor der meiste Verbesserungsbedarf besteht, heißt es weiter.

Als sehr wichtigen Grund für ein duales Studium nennen drei Viertel der im Rahmen der Studie befragten Studierenden eine gute berufliche Perspektive. Doch trotz allgemein hoher Zufriedenheit habe ein Viertel der Befragten bereits über einen Wechsel des Unternehmens oder Studiengangs nachgedacht.

Unternehmen könnten mehr bei Qualitätssicherung tun

"Insbesondere bei der Qualitätssicherung der Praxisphasen könnten Hochschulen und Unternehmen als gemeinsame Anbieter nachschulischer Bildungsangebote noch mehr tun", meint Sigrun Nickel, eine der beiden Projektleiterinnen der Studie und Leiterin Hochschulforschung beim CHE. "Hier kommt auch den betrieblichen Ausbildungs- und Studienplänen ein hoher Stellenwert zu."

Die überwiegende Mehrheit der dual Studierenden studiert einen Bachelorstudiengang an einer Fachhochschule bzw. Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) oder einer Dualen Hochschule. Zwei Drittel sind an einer öffentlichen Hochschule eingeschrieben.

Drei Viertel wählen längere Praxisphasen

Knapp 75 Prozent der dualen Studienanfänger*innen in Deutschland entscheiden sich für die praxisintegrierende Variante ihres Studiums, bei der das Studium an der Hochschule mit längeren Praxisphasen im Unternehmen kombiniert wird.

Davon zu unterscheiden ist die ausbildungsintegrierende Variante – eine Verbindung von Studium und Berufsausbildung – und die berufsintegrierende Form. Mehr als ein Drittel aller dual Studierenden (37,2 Prozent) ist in einem Studiengang der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften eingeschrieben. Ebenfalls stark nachgefragt sind duale Angebote aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften (23,1 Prozent) und Gesundheitswissenschaften (15,1 Prozent).

Regionaler Unternehmensbedarf

Die bestehenden dualen Studienangebote entsprechen in der Regel dem regionalen Wirtschaftsbedarf der Unternehmen. Überhaupt treffe das duale Studium bei Unternehmen auf große Akzeptanz.

"Das macht sich auch im steigenden Angebot der letzten Jahrzehnte bemerkbar", erläutert Iris Pfeiffer, Geschäftsführerin des f-bb. Für die beteiligten Unternehmen gebe es zahlreiche Gründe, warum sie sich am dualen Studium beteiligen.

78 Prozent schätzen Praxisnähe

So schätzen 78,7 Prozent die Praxisnähe des dualen Studiums. Viele sehen auch Potentiale für die frühzeitige Bindung von Mitarbeitenden (67,2 Prozent) und einen großen Vorteil in der betrieblichen Einarbeitung der Studierenden bereits vor dem Studienabschluss (65,6 Prozent). (jk)

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