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Batterieforschungsprojekt des Bundes ohne Itzehoe

Enttäuschung im Norden: Die "Forschungsfertigung Batteriezelle" geht statt nach Itzehoe an südlichere Standorte. Der Bund will mit dem 500-Millionen-Euro-Projekt die Speichertechnik ankurbeln. Die Akteure in Schleswig-Holstein wollen sich nicht entmutigen lassen.
28.06.2019

Für Sachsen und Schleswig-Holstein ist die Entscheidung der Bundesregierung über den Fabrikationsstandort eine Enttäuschung.

Im Standortwettbewerb um eine geplante Forschungsfabrik für Batteriezellen hat Itzehoe nicht den Zuschlag bekommen. Hauptstandort wird Münster in Nordrhein-Westfalen, wie Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Freitag in Berlin bekanntgab. Standorte für einzelne Forschungsaspekte sollen Ulm, Karlsruhe (Baden-Württemberg), Salzgitter (Niedersachsen) und Augsburg (Bayern) werden. Außer Itzehoe (Kreis Steinburg) kommt auch Dresden in Sachsen nicht zum Zuge. Mit beiden Standorten sollen aber weiter Gespräche geführt werden. Der Bund steckt mehr als eine halbe Mrd. Euro in das Vorhaben.

Schleswig-Holsteins Landesregierung wollte im Falle eines Zuschlags für Itzehoe 145 Millionen Euro aufbringen. Dort hat das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT) seinen Sitz. Technologie-Staatssekretär Thilo Rohlfs zeigte sich enttäuscht über den Ausgang. Es habe gute Argumente für Itzehoe und eine sehr gute Bewerbung gegeben.

Fabrik soll bis Mitte 2022 Betrieb aufnehmen

Auch die Fraunhofer-Gesellschaft betonte ausdrücklich die sehr hohe Qualität aller Bewerbungen. "Wir werden schon Anfang nächster Woche Gespräche in Bonn mit dem Bundesforschungsministerium über Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Batterieforschung in Schleswig-Holstein führen", kündigte Rohlfs an. "Wir sind guter Dinge, dass das Thema Batterieforschung auch nach dieser Standortentscheidung für Münster ein wichtiges Zukunftsthema für Schleswig Holstein bleibt."

Die Bundesregierung wolle in der Batterietechnologie möglichst den gesamten Wertschöpfungsprozess in Deutschland halten, vom Bau einzelner Teile bis zur Wiederverwertung, sagte Bundesministerin Karliczek in Berlin. Bislang kommen Zellen für Autobatterien nur aus Asien. Die Erforschung und Entwicklung leistungsfähiger Speichertechnologien sei ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Entwicklung im Energie- und Verkehrsbereich und essenziell für den Wirtschaftsstandort Deutschland, sagte Karliczek. Die neue "Forschungsfertigung Batteriezelle" soll Mitte 2022 ihren Betrieb aufnehmen.

Klimaneutralität hätte mehr Berücksichtigung finden sollen

Der auch für den Kreis Steinburg zuständige Bundestagsabgeordnete Mark Helfrich (CDU) bedauerte die Standortentscheidung. "Gerade angesichts der Klimadebatte und des Ziels, Speichertechnologien CO2-neutral zu gestalten, wäre es aus seiner Sicht zwingend gewesen, sich für den Bewerber zu entscheiden, der eine komplett klimaneutrale Wertschöpfungskette anbieten kann. Dies sei Itzehoe.

Die Stadt sei in Sachen Batterie ein Hotspot auf der Forschungslandkarte. In Zusammenarbeit von Bund, Land, Kreis und Stadt sei ein hochaktives Netzwerk zum Thema Batterie entstanden, welches weiter dafür kämpfen werde, den Norden bei der Speichertechnologie nach vorn zu bringen. Hier stünden noch viele weitere Investitions- und Standortentscheidungen an. (dpa/ls)