E-Mobilität

Die Argumente für Plug-in-Hybride schwinden

Die Marktforscher von Jato haben sich die Verkaufszahlen angeschaut – und Gründe für das breite Angebot gefunden.
21.02.2024

Bei Plug-in-Hybriden klaffen Theorie und Praxis weit auseinander, wenn es um Verbrauchs- und Emissionswerte geht.

Seit etwas mehr als einem Jahr werden Plug-in-Hybride (PHEV) nicht mehr gefördert. Welchen Einfluss hatte das auf den deutschen Markt? Die Datenanalysten vom Automobilmarktforscher JATO Dynamics haben sich das einmal angeschaut. Sie wollten auch wissen, wie sich das Modellangebot verändert hat und ob sich Hersteller aus dem Geschäft mit den Plug-ins verabschiedet haben.

In den vergangenen Jahren konnten sich zahlreiche Kunden für PHEV erwärmen. Eine maximal mögliche Förderung in Deutschland von 6750 Euro durch Staat und Hersteller hat in den vergangenen Jahren die vergleichsweise höheren Anschaffungskosten kompensiert.

Große Unterschiede zwischen Schein und Sein

Doch laut Untersuchungen sind der reale Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen der PHEV durchschnittlich drei- bis fünfmal höher als die offiziellen WLTP-Werte. Zudem ist der reale Kraftstoffverbrauch seit 2012 mit jedem neuen Baujahr gestiegen. Und der reale elektrische Fahranteil liegt bei Privat-Pkw im Durchschnitt zwischen 45 und 49 Prozent, bei Dienstwagen aber nur bei maximal 15 Prozent. Daher wurde die Förderung abgeschafft.

Wie zu erwarten, sind die Absatzzahlen in Deutschland Anfang 2023 deutlich zurückgegangen. Lagen die Zulassungen in den ersten neun Monaten 2022 konstant zwischen 20.000 und 30.000 PHEVs pro Monat, so stiegen sie im letzten Quartal auf bis zu fast 70.000 Einheiten im Dezember an.

Danach ging es schlagartig runter. Schon im Januar 2023 wurden nur noch knapp 9000 Plug-in-Hybride verkauft. Zwar stiegen die Zahlen ab Februar wieder moderat an, dennoch blieben sie bis Ende des Jahres immer unter 18.000 verkauften Einheiten pro Monat. Ein deutliches Anzeichen, dass die finanzielle Förderung ein wichtiges Kaufargument war.

Trotzdem werden die PHEV auch in Zukunft noch Käufer finden, glauben die Marktforscher. Denn die PHEV gelten als guter Kompromiss für Haushalte, die mit nur einem Fahrzeug auskommen und dabei weder auf die Vorteile der Elektromobilität noch auf volle Langstreckentauglichkeit verzichten wollen.

Trotz Förderstopp wuchs das Angebot

Nicht zu erwarten war allerdings der Zuwachs an Marken und Modellen im vergangenen Jahr – trotz ausgelaufener Förderung. Konnten die Kunden im Januar 2022 noch zwischen 96 Modellen von 30 Marken wählen, so stieg das Angebot bis Dezember 2023 auf 108 Modelle von 33 Marken. Zwischenzeitlich waren es sogar mal 35 Marken mit 111 verschiedenen Modellen.

Zugelegt hat der Durchschnittspreis der Plug-in-Hybride. Wurden im Januar 2022 noch deutlich mehr Modellversionen in den Preissegmenten bis 60.000 Euro angeboten als im Dezember 2023, so fiel das Angebot an Modellen für mehr als 60.000 Euro Ende 2023 deutlich größer aus. Hier lässt sich ein klarer Zusammenhang mit der Förderung feststellen, da diese nur bis zu einem Fahrzeugpreis von maximal 65.000 Euro gezahlt wurde.

Ohne staatlichen Zuschuss wird es wohl deshalb in Zukunft auch keine günstigen Plug-in-Hybridmodelle mehr geben, vermuten die Marktforscher. Aber auch sonst spreche immer weniger für die PHEVs, denn die durchschnittliche Reichweite selbst kleiner Elektrofahrzeuge nimmt ebenso zu wie die Anzahl der Ladesäulen.

Doch solange die Autohersteller Modelle zum Einhalten des Flottenwerts von 95 Gramm CO2 pro Kilometer und Fahrzeug brauchen, werden wahrscheinlich auch die PHEVs noch eine Weile im Angebot bleiben, heißt es bei Jato. Denn überschreitet ein Hersteller den Flottenwert, werden empfindliche Strafzahlungen an die Europäische Union fällig. (wa)