E-Mobilität

E-Auto-Schwund nimmt zu

Immer mehr Elektroautos gehen wenige Monate nach der Zulassung in den Export. Das verschlingt Steuergelder in dreistelliger Millionenhöhe.
10.03.2023

Viele Elektroautos gehen schon sehr bald nach der Zulassung und der Auszahlung der Förderprämie in den Export.

Mehr als 16 Prozent der im Jahr 2022 in Deutschland neu zugelassenen Elektrofahrzeuge (BEV) finden sich nicht im Fahrzeugbestand wieder. Damit nimmt der Schwund an E-Autos im Vergleich zum Vorjahr noch einmal zu. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.

Diese Entwicklung bekräftigt laut CAM den Verdacht, dass ein erheblicher Anteil der neu zugelassenen Elektro-Pkw bereits nach der vorgeschriebenen Mindesthaltedauer von sechs Monaten als junge Gebrauchte gewinnbringend ins Ausland exportiert wurden. Allein 2022 könnte dieses lukrative Geschäft 380 Millionen Euro an Steuergeldern gekostet haben. Deutschland subventioniere damit den Markthochlauf der Elektromobilität im Ausland in besonderem Maße.

Differenz zwischen Zulassung und Bestand

Zwischen Januar und Dezember 2022 wurden in Deutschland etwas mehr als 470.000 vollelektrische Autos (BEV) neu zugelassen. Gleichzeitig stieg der Fahrzeugbestand nur um knapp 400.000 Einheiten auf 1.013.009 BEVs an. Damit ergibt sich eine erhebliche Differenz von rund 76.000 E-Autos bzw. 16,2 Prozent der Neuzulassungen, die nicht in den deutschen Fahrzeugbestand übergehen.

Zum Vergleich: Zwischen Januar und Dezember 2021 wurden rund 356.000 BEVs neu zugelassen. In dieser Zeit stieg der Bestand um etwa 309.000 Autos. Die Differenz betrug zum damaligen Zeitpunkt knapp 47.000 E-Autos oder 13,1 Prozent der Neuzulassungen. Ein Großteil dieser Fahrzeuge dürfte nach Einzug der Förderprämie von bis zu 9000 Euro und einer Haltedauer von sechs Monaten ins Ausland weiterverkauft worden sein.

Bei teuren Fahrzeugen ist das Problem größer

Stichproben ausgewählter Automobilmarken offenbaren mitunter noch gravierendere Unterschiede. Beim US-Hersteller Tesla fehlt nahezu jede dritte Neuzulassung in der Elektroflotte. Aber auch deutsche Premiummarken weisen stark überdurchschnittliche Differenzen auf: Bei BMW, Audi und Mercedes-Benz fehlt rund jedes fünfte BEV im Fahrzeugbestand.

Studienleiter Stefan Bratzel: „Bei der Auslobung von Förderprämien und Steuervorteilen der Elektromobilität entstehen häufig unerwünschte Nebeneffekte oder Marktverzerrungen. Das ist nicht immer vollständig zu verhindern. Aber wenn sich der legale Missbrauch jährlich auf höhere dreistellige Millionenbeträge summiert, muss der Gesetzgeber schnell nachjustieren. Die politische Reaktionsgeschwindigkeit war in diesem Falle recht langsam. Mit der Verminderung der Elektroprämie und der Erhöhung der Mindesthaltedauer auf ein Jahr zu Beginn des Jahres dürfte die Attraktivität des prämienbegünstigten Exports von batterieelektrischen Fahrzeugen jetzt jedoch deutlich sinken.“ (wa)