E-Mobilität

E-Autos: Weniger Unfälle, aber teure Reparaturen

Zu den Gründen gehört auch Unerfahrenheit und Übervorsicht, zeigt eine Studie der Versicherungswirtschaft.
27.10.2023

Unfälle mit Elektroautos werden schnell sehr teuer.

Ein wichtiger Grund für den Wechsel zu Elektroautos sind häufig die niedrigeren laufenden Kosten. Doch eine Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kratzt an diesem Argument: Reparaturkosten nach Unfällen sind deutlich teurer als bei Benzinern und Dieselfahrzeugen. Sie liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

„Dass wir als Gesellschaft unsere Fahrzeuge künftig nicht mehr mit fossilen Rohstoffen antreiben, ist und bleibt angesichts der ökologischen Herausforderung des Klimawandels der einzig richtige Weg“, so Asmussen. „Wir Versicherer wollen diesen Wandel begleiten und positiv mitgestalten, daher warnen wir frühzeitig vor dieser Entwicklung.“

Durch Tauchbäder zu Totalschäden

Es gibt aber auch ein weites zentrale Ergebnis der Studie: In der Kfz-Haftpflichtversicherung verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner. Noch deutlicher ist der Vorteil der Elektroautos in der Vollkasko-Versicherung. Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden, so Asmussen.

Die höheren Reparaturkosten sind laut Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, auf vier Hauptgründe zurückzuführen. Er nennt zunächst die hohen Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien bei verbesserungswürdigen Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten. Zudem führe Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos zu hohen Kosten. Etwa weil sie sehr lang in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen in Tauchbäder in Löschcontainern zu Totalschäden werden. Außerdem bemängelt Lauterwasser lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos.

Verband sieht Handlungsbedarf

„Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur rund zehn Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos. „Angesichts des zu erwartenden Wachstums besteht deshalb deutlicher Handlungsbedarf“, sagt Lauterwasser.

Um diese Entwicklung zu stoppen, hat die Versicherungswirtschaft Forderungen an die Hersteller. Batterien sollten demnach schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle schützen. Zugleich sollten Werkstätten und Gutachtern aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden.  

Außerdem sollten wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Anleitungen für die Reparatur und den teilweisen Austausch beschädigter Batterien vorhanden sein. Und es sollten präzise Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos entwickelt und Werkstätten, Abschleppunternehmer und Feuerwehren umfassend qualifiziert werden.  (wa)