E-Mobilität

E-Ladesäulen: ADAC mahnt mehr Kundenfreundlichkeit an

Erstmals hat der ADAC öffentliche E-Ladesäulen unter die Lupe genommen. Beim Bedienkomfort, der Information und der Preistransparenz sieht er noch viel Verbesserungspotenzial.
24.05.2018

Das Tanken an einer herkömmlichen Tankstelle ist deutlich komfortabler und kundenfreundlicher als an einer E-Ladesäule. Das ist das ernüchternde Fazit eines Tests des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC)  von 53 öffentlichen E-Ladesäulen in und um die Metropolen Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. Zwar floss der Strom an fast allen Stationen, insbesondere in punkto Bedienkomfort, Information und Preistransparenz sei das Angebot aber noch weit von den gewohnten Standards der konventionellen Tankstellen entfernt, heißt es.

Sechs Säulen erhielten die Note "sehr mangelhaft"

Entsprechend durchwachsen fiel der Notenschnitt aus: Nur ein Mal gab es ein „sehr gut“, 29 Mal ein „gut“, 17 Mal ein „ausreichend“. Sechs Ladesäulen erhielten ein „sehr mangelhaft“. Am besten schnitt eine Ladesäule von EnBW  am Hans-Thoma-Platz 4 in Sindelfingen ab. Diese war in allen wichtigen Verzeichnissen gelistet, zudem konnten dort auch Kunden anderer Anbieter Strom laden. Eine Website informiert darüber, ob die Säule belegt oder defekt war. Über den Strompreis pro Einheit wurde der Kunde sowohl an der Ladesäule als auch über die App informiert als auch über die geladene Energiemenge und den zu entrichtenden Betrag nach dem Laden in der App. An der Säule war zudem die Telefonnummer der rund um die Uhr besetzten Hotline angegeben, die Ladepunkte wiesen eine ID-Nummer auf. Wichtig auch: Der Standort war gut einsehbar und beleuchtet.

Kaum auffindbar, technische Probleme

Als sehr mangelhaft bewertete die ADAC-Tester hingegen zwei Säulen des Betreibers Bayernwerk in München. Diese waren zu einen kaum zu finden, darüberhinaus wurden grundlegende Informationen an der Ladesäule vermisst. An drei Ladestationen von Vattenfall in Hamburg und Berlin sowie eine E-Tankstelle der Stadtwerke Halle in Merseburg konnten die ADAC-Tester aus technischen Gründen nicht laden. Die E-Tankstellen erhielten allesamt die schlechteste Note.

An zehn Stationen hatte der Kunde keinen Kostenüberblick

Mängel fanden die Prüfer auch bei der Preistransparenz. Der Betreiber-Preis pro Einheit und der pro Ladung zu zahlende Betrag waren meist nicht auf der Ladesäule angegeben, sondern ließen sich nur über das Internet oder eine App in Erfahrung bringen. Bei zehn Stationen hatte der Kunde überhaupt keinen Überblick über die angefallenen Kosten und musste auf die Rechnung warten.

Probleme mit der Sichtbarkeit

Auch das spontane Tanken ist derzeit nicht überall möglich. Auf den Internetseiten der Betreiber fehlten weiterhin nicht selten die Daten zur Ladeleistung. Zwei Drittel der Ladesäulen waren außerdem im Straßenraum nur schwer zu erkennen. „Die Betreiber von Ladesäulen und die Genehmigungsbehörden sind gefordert, für eine bessere Sichtbarkeit der Säulen zu sorgen“, appellierte Ulrich Klaus Becker, ADAC-Vizepräsident für Verkehr.

Parkdauer ist selten begrenzt

Als problematisch wurde auch erachtet, dass die Parkdauer selten begrenzt ist. Hier könnten Beschilderung und Gestaltung der Ladestationen deutlich aufgerüstet werden. Der Test wurde im Sommer und Herbst 2017 mit zwei BMWi3 durchgeführt, die Fahrzeuge waren mit den europäischen Anschlüssen des Typs 2 und CCS ausgerüstet. Die Verträge für die Zugangsmedien wie RFID-Karte/Chip oder den Zugangsdaten zur App wurden abgeschlossen, ohne die Betreiber über die Tests in Kenntnis zu setzen. (hoe)