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Erdölraffinerie: Erstmals grüner Wasserstoff im Einsatz

Der Mineralölkonzern BP setzt bei der Herstellung von Diesel, Benzin und Co. auf grünen Wasserstoff. Ein Pilotprojekt ist jetzt im niedersächsischen Lingen umgesetzt worden.
28.08.2018

BP Mitarbeiter empfangen die erste Lieferung des CO2-freien Wasserstoff in der Lingener Raffinerie.

Für die Herstellung von konventionellen Kraftstoffen, egal ob Heizöl, Diesel oder Benzin, braucht es vieler komplizierter Aufbereitungsschritte in einer Erdöl-Raffinerie. Dabei kommt unter anderem Wasserstoff als Hilfsmittel zum Einsatz. In einem 30-tägigen Demonstrationsprojekt wollen die Ingenieure des Mineralölkonzern BP am Standort Lingen im Emsland zeigen, dass der Einsatz von Erneuerbaren zur Kraftstoffherstellung möglich ist.

Dazu liefert die Audi Industriegasgesellschaft den notwendigen „grünen Wasserstoff“. Mittels Power-to-Gas-Technologie stellt das Ingolstädter Unternehmen den Energieträger her. Im Elektrolyseverfahren wird Wasser unter dem Einsatz von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Dabei stammt die elektrische Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen, wie Wind- und Solaranlagen. Insgesamt 130 000 Kubikmeter Gas werden in den kommenden Wochen nach Lingen geliefert.

"Weltweit erste Raffinerie mit grünem Wasserstoff"

"Wir sind damit weltweit die erste Raffinerie, die grünen Wasserstoff zur Herstellung von Kraftstoffen auch tatsächlich einsetzt und so eine Möglichkeit für eine CO2-ärmere Energiewelt aufzeigt,“ erklärt sich Raffinerieleiter Bernhard Niemeyer-Pilgrim. Der Wasserstoff findet unter anderem beim sogenannten „Hydrotreating“ Verwendung: Um die Ölfraktionen von giftigen Schwefelverbindungen zu reinigen, werden die Öle mit dem „grünen“ Gas vermischt und erhitzt. Dabei wird der Schwefel im Wasserstoff gebunden.

Damit das Pilotprojekt auch langfristig zur wirtschaftlichen Praxis werden kann, braucht es aus Sicht von Wolfgang Langhoff, Vorstandsvorsitzender der BP Europa SE politische Weichen: Zwar haben die EU-Gremien vor der Sommerpause eine politische Einigung zur entsprechenden EU-Richtlinie dahingehend erzielt, dass grüner Wasserstoff unter bestimmten Bedingungen wirtschaftlich nutzbar sein soll, allerdings müsse dies nun schnellstmöglich in deutsches Recht umgesetzt werden. Das könnte dann auch die Grundlage für eine eigene Power-to-Gas-Anlage im Emsland sein.

Uniper mit im Boot

Bereits im Oktober 2016 unterzeichneten BP und der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper einen Kooperationsvertrag zur Prüfung der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit einer Power to Gas-Anlage am Standort. "Für ein wirtschaftliches Betreiben einer solchen Anlage ist es unter anderem notwendig, dass der grüne Wasserstoff auf die Treibhausgasminderungsquote im Kraftstoffsektor, die ehemalige Biokraftstoff-Quote, angerechnet wird", so Langhoff. "Wir hoffen, dass dies möglichst bald geschieht. Denn unser Testlauf zeigt, dass Raffinerien grundsätzlich in der Lage sind, die Energiewende im Verkehrssektor aktiv mitzugestalten." (ls)