E-Mobilität

Gridx diagnostiziert Defizit bei Ladesäulen

Europäische Länder im Vergleich: Deutschland ist beim E-Auto-Rollout auf gutem Weg, aber die Ladeinfrastruktur hinke hinterher.
15.03.2023

In Norwegen fahren viele Autos elektrisch.

2030 sollen 41 Millionen Elektroautos über Europas Straßen rollen. Aber wie und wo sollen all diese Fahrzeuge geladen werden? Im Ladereport 2023 erkundet das Smart-Energy-Unternehmen Gridx den Status quo der Elektromobilität in 28 europäischen Ländern.
 
Dafür hat Gridx nach eigenen Angaben Daten von mehr als 480.000 öffentlichen Ladepunkten analysiert. Die Ergebnisse seien oft ernüchternd. Deutschland sei meist nur Mittelmaß und weit entfernt vom Vorreiter Norwegen. Das skandinavische Land spiele mit seinem extrem hohen Bestand an E-Autos und seiner dichten Ladeinfrastruktur in einer eigenen Liga.

An Norwegen kommt keiner ran

Zwar erreicht die Bundesrepublik bei der Verbreitung der E-Autos mit gut 1300 Fahrzeugen je 100.000 Einwohner den sechsten Platz. Sie landet damit dennoch weit abgeschlagen hinter Norwegen. Dort gibt es mehr als 11.000 Elektroautos je 100.000 Einwohner.

Rund 109 Ladepunkte bringt Deutschland pro 100.000 Einwohner zusammen. Das bedeutet Platz zwölf unter den 28 analysierten Ländern. Norwegen zählt 538 Ladepunkte in dieser Kategorie und besetzt damit die Spitzenposition.

Rückt man das Thema schnelles Laden in den Mittelpunkt, werde der Rückstand noch deutlicher: Während Norwegen 81 Schnelllade-Säulen je 100.000 Einwohner bietet, erreicht Deutschland mit 13 High-Power-Charging-Säulen den siebten Rang. Bei der durchschnittlichen Ladegeschwindigkeit liegen beide Länder gleichauf, mit einem kleinen Vorteil für Deutschland (47 kW zu 46 kW).

In Netzausbau und Erneuerbare investieren

Der Ladereport verdeutlicht laut Gridx, dass Deutschland beim Ausbau der Ladeinfrastruktur die Geschwindigkeit dringend anziehen müsse. Ansonsten werde der starke Anstieg an E-Autos in den kommenden Jahren zum Problem.  Auch müssten Hürden bewältigt werden, darunter: riesiger Strombedarf, alte Stromnetze und begrenzte Netzkapazitäten.

Es bleibe unvermeidlich, dass große Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließen müssen, um die Mobilitätswende als Teil der Energiewende zu erreichen. Ebenso müssten Netze ausgebaut, modernisiert sowie Netzkapazitäten gesteigert werden. Auch hierfür brauche es Investitionen, zeitlicher und finanzieller Natur.
 
Ergänzend müsse sich Smart Charging etablieren. Damit werden Lasten intelligent gesteuert und Überlastrisiken aufgelöst, ohne die Mobilität einzuschränken. Gridx habe HPC-Standorte analysiert und herausgefunden, dass diese nur rund elf Minuten pro Tag voll ausgelastet sind. 86 Prozent der Zeit seien weniger als die Hälfte aller Ladepunkte in Benutzung. Mit gezieltem Management von Ladevorgängen ließen sich Überlasten insbesondere in Stoßzeiten vermeiden ohne oder mit deutlich weniger kostspieligem und zeitintensiven Netzausbau. (wa)