E-Mobilität

Industriekonsortium baut große PtL-Anlage

Vier europäischen Partner wollen die umfangreichen norwegischen Ressourcen an Wind- und Wasserkraft in erneuerbare Kraftstoffe umwandeln, zum Beispiel in Kerosin für die Luftfahrt.
12.06.2020

Die erste PtL-Anlage entsteht im Industriepark Herøya auf einer norwegischen Halbinsel.

Norsk e-Fuel, ein europäisches Industriekonsortium mit Sitz in Oslo, hat angekündigt, die Power-to-Liquid-Technologie (PtL) für den europäischen Markt zu industrialisieren. Mit dem weltweit ersten kommerziellen Projekt dieser Art soll die Umwandlung von Norwegens umfangreichen erneuerbaren Stromressourcen in erneuerbare Kraftstoffe vorangetrieben werden.

Vor allem der europäische Verkehrssektor ist gegenwärtig noch stark auf die Nutzung von fossilen Brennstoffen angewiesen. Insbesondere für schwer zu elektrifizierende Sektoren, wie beispielsweise die Luftfahrtindustrie, verspricht das Projekt den Beginn eines Wandels hin zu klimaneutralem Transport.

Die vier Partner

Vier Unternehmen schließen sich dafür zu einem Joint Venture zusammen: Sunfire, weltweit führender Anbieter im Bereich der PtL-Technologie; Climeworks, Pionier im Bereich der Direct-Air-Capture-Technologie; Paul Wurth (SMS Group), ein internationales Unternehmen für Projekte für  die Stahlbranche, und die Cleantech-Investmentgesellschaft Valinor, die außerdem Muttergesellschaft des größten privaten Windkraft-Entwicklers (Norsk Vind) in Norwegen ist.

Der Herstellungsprozess läuft so ab: In einem einstufigen Co-Elektrolyseprozess ermöglichen die Technologien von Sunfire und Climeworks die Umwandlung von Ökostrom, Wasser und CO2 aus der Umgebungsluft sowie unvermeidbaren CO2-Quellen zu Synthesegas (einer Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid). Durch anschließendes Synthetisieren und Raffinieren entstehen erneuerbare Kraftstoffe, wie z.B. Kerosin, die direkt als zertifizierte Endprodukte in der bestehenden Infrastruktur eingesetzt werden können.

Rasche Produktionsausweitung geplant

Die erste Anlage mit einer Produktionskapazität von zehn Millionen Litern pro Jahr wird 2023 in Betrieb gehen. Anschließend wird die Hochskalierung der Produktion auf 100 Millionen Liter erneuerbaren Treibstoffs bis 2026 forciert. Die Großanlage wird eine Reduzierung der CO2-Emissionen, zum Beispiel der Luftfahrtindustrie, um 250.000 Tonnen pro Jahr ermöglichen. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme beider Anlagen wird der Bauplan der Großanlage genutzt, um damit die landesweite Markteinführung voranzutreiben.

"Um dies noch einmal zu verdeutlichen: Eine einzige Anlage im industriellen Maßstab wird bereits genug erneuerbaren Kraftstoff als Beimischung für den gesamten Flugbetrieb auf den fünf wichtigsten Inlandsflugrouten in Norwegen liefern. Dies würde die derzeitigen Flugemissionen zwischen den Städten um etwa 50 Prozent senken", erklärt Lars Helge Helvig, Gründer von Valinor und Vorsitzender von Norsk Vind.

Bau hat bereits begonnen

Die Produktionsanlage wird derzeit im Industriepark Herøya gebaut. Dort ist auch genügend Raum für einen weiteren Ausbau. Weitere Standorte für das folgende landesweite Roll-out sind bereits identifiziert.

"Der Klimawandel und steigende Kosten für CO2-Emissionen führen zu einem wachsenden Markt für erneuerbare Lösungen. Dieses neue Projekt bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für Norwegen und Europa sowie den Schlüssel zu einer tiefgreifenderen Dekarbonisierung, als jemals zuvor möglich war“, sagt Georges Rassel, CEO von Paul Wurth. „Die Energiewende schreitet in den konsumorientierten Sektoren bereits rasch voran – es ist an der Zeit, dass die Industrie sich verstärkt darum bemüht, Technologien zur Dekarbonisierung der Sektoren zu entwickeln, die unsere Gesellschaft hinter den Kulissen antreiben", so Georges Rassel, CEO von Paul Wurth. (hp)