E-Mobilität

Kiel macht die Netze fit für Stromer

Je stärker der Verkehr elektrifiziert wird, umso mehr müssen auch die Stromnetze aushalten. Das Reallabor "KielFlex" soll die Netze auf die Elektrooffensive vorbereiten.
29.01.2019

"KielFlex" soll die Stromnetze auf die E-Mobilitätsoffensive in der Hansestadt vorbereiten. Integrierte Speicher und intelligentes Lastmanagement sind dabei das A und O.

Die Stadtwerke Kiel wollen bis 2020 die Hälfte ihrer 180 ÖPNV-Busse durch elektrische Nachfolger ersetzen. So sollen etwa 45 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Perspektivisch will der Versorger seinen gesamten Öffi-Fuhrpark auf elektrisch trimmen. Doch dafür muss auch das Stromnetz mitspielen und genau deshalb soll Kiel zum Reallabor für einen flexiblen Netzbetrieb werden.

Ein Team aus Forschern vom Lehrstuhl für Leistungselektronik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Fraunhofer IFF arbeiten gemeinsam mit der Kieler Verkehrsgesellschaft, der Landeshauptstadt, den Stadtwerken, dem Seehafen Kiel und der ABB AG aus der Schweiz an "KielFlex". Um E-Mobilität und Netzstabilität unter einen Hut zu bekommen, will das Konsortium den Ausbau der künftig notwendigen Ladeinfrastruktur als Möglichkeit zur Energiespeicherung nutzen.

Integrierte Stromspeicher und intelligentes Lastmanagement

Die Stadtwerke planen, die bislang 42 öffentlichen Ladesäulen um bis zu 200 neue "Tankstellen" zu erweitern. Wenn es nach den Forschern der CAU und des Fraunhofer Instituts geht, sollen diese dann kleinere Speicherlösungen beheimaten. So sollen der Belastung durch einzelne Ladevorgänge vorgebeugt und die Baumaßnahmen verschlankt werden. Die sogenannte Dämpfungslast tut ihr Übriges und reguliert die Spannung im Netz.

Damit die zusätzliche Last der E-Autos und -Busse mit dem verfügbaren Stromangebot in Einklang gebracht werden kann, braucht es ein smartes Lastmanagement. Hier kommt ABB, ein Systemtechniker aus Zürich, ins Spiel. Über dessen Managementtool und Optimierungssoftware soll der Energiefluss zwischen Netz und Elektrofahrzeug über ein einheitliches Informationssystem gesteuert werden. Wenn Netz, Speicher und Stromer in der Lage sind, reibungslos miteinander zu kommunizieren, spart das Zeit und Geld: Lastspitzen können vorausschauend vermieden und dadurch der Netzausbau in Grenzen gehalten werden.

6,5 Mio. Euro für Labor- und Feldversuche

Bevor das System 2020 im Kieler Stadtzentrum erprobt wird, simuliert das Forscherteam die flexible Netzlösung im Labor an der Technischen Fakultät der CAU. Insgesamt werden in "KielFlex" 6,5 Mio. Euro investiert, rund die Hälfte des Geldes stammt aus dem Sofortprogramm "Saubere Luft 2017 bis 2020". (ls)