E-Mobilität

Mobilität: „Es kann nur einen Mix geben“

Kommunen können durch Fuel-Switch auf Gasantriebe Schadstoff-Emissionen sofort deutlich senken.
11.04.2018

Schulter an Schulter für die Gasmobilität: DVGW-Vorstandsvorsitzender Gerald Linke, VW-Konzernbeauftragter Stephen Neumann und Zukunft-Erdgas-Chef Timm Kehler (vlnr).

Eine All-Electric-Strategie ist der falsche Weg – auch für Stadtwerke. Das ist die Botschaft von Referenten und Teilnehmern des Symposiums „Zukunft Gasmobilität 2018“, das am 11. April in Berlin stattfand.

„Es kann nur ein Mix der Antriebsarten geben“, sagte Bruno Daude-Lagrave, Geschäftsführer Total Deutschland GmbH. Keine der alternativen Antriebsarten werde die Dominanz erreichen, die in den letzten Jahren Benzin und Diesel hatten.

VW spielt gesamte Klaviatur

„Wir spielen bewusst auf der ganzen Klaviatur der Antriebsarten“, betonte Stephen Neumann, Konzernbeauftragter Gasmobilität des Volkswagen-Konzerns. Die CNG-Fahrzeuge würden nicht mit der E-Mobilität konkurrieren, sondern seien eine Ergänzung. Bis 2025 strebe der Konzern bei PKW in Deutschland einen CNG-Anteil von fünf bis zehn Prozent an. Die daraus resultierende Zahl an Fahrzeugen böte sowohl für die bestehenden als auch für neue Tankstellen die Basis für einen wirtschaftlichen Betrieb. Aktuell seien die Produktionskapazitäten für Gasfahrzeuge sehr ausgereizt – der mögliche Absatz läge deutlich über den Planzahlen. „Wir steuern da nach“, so Neumann.

„Es liegt auch in der Hand der kommunalen Fuhrparks, die Auslastung der lokalen Tankstellen zu verbessern“, hob Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Erdgas, hervor. Durch die Diesel-Problematik werde der Ersatz bei Bussen und Müllsammelfahrzeugen in den nächsten Jahren deutlich über den üblichen Zahlen liegen. Dies böte die Möglichkeit mit CNG-Fahrzeugen die CO2- und Schadstoff-Emissionen der Flotten deutlich, kurzfristig und kostengünstig zu senken.

Gasbusse günstigste Alternative

Aktuelle Studien zeigen, dass CNG-Busse mit dem heutigen Erdgas-Biogas-Anteil bereits jetzt bei den CO2-Emissionen gleichauf mit Elektro-Bussen liegen. Würden die Busse mit 100 Prozent Biomethan getankt, wären Gas-Busse deutlich besser als Akku-Busse. An die Stadtkämmerer gewandt sagte Kehler, die Gasbus-Technologie sei die derzeit günstigste Alternative zu den bisherigen Dieselbussen. Jeder Elektrobus erzeuge dagegen volkswirtschaftliche Kosten von einer Milliarde Euro.

Auch der DVGW-Vorstandsvorsitzende Gerald Linke forderte einen Fuel-Switch, bei dem die Fahrzeuge von Diesel auf Gas umgestellt werden. Perspektivisch müsse es außerdem einen Content-Switch geben. Dabei solle das Erdgas zunehmend durch Biomethan und synthetisches regeneratives Methan ersetzt werden. „Alleine Biomethan biete in Deutschland mit zehn Milliarden Kubikmetern das Potenzial, die Hälfte des LKW-Verkehrs bis 2030 CO2-neutral zu machen“, so Linke. Zugleich berichtete er, dass der DVGW derzeit prüft, wie die Mitgliedsunternehmen stärker im Geschäftsfeld CNG unterstützt werden könnten.

Schon jetzt 2018 mehr Erdgasfahrzeuge als 2017

Dass es nach dem Einbruch der letzten Jahre für CNG als Kraftstoff wieder bergauf gehe, verdeutlichte Joachim Damasky. „2018 wurden in den ersten drei Monaten mehr CNG-Fahrzeuge zugelassen als im gesamten Jahr 2017“, erläuterte der Geschäftsführer Technik und Umwelt des Verbands der Automobilindustrie (VDA) anhand von aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Und aus Sicht von Kehler gebe es für Tankstellenbetreiber noch weitere Lichtblicke. So verwies er auf die Zusatzerlöse durch den THG-Quotenhandel, die durch die 38. BImSchV erzielt werden könnten. (Voshage)