E-Mobilität

Neue Mobilität steht unter Konsolidierungsdruck

Die Zahl der Anbieter sinkt deutlich. Gründe sind steigende Kosten und Zinsen sowie ungeduldiger werdende Investoren.
26.10.2023

Carsharing galt als Wachstumsmarkt, doch die Euphorie ist in den vergangenen Jahren verloren gegangen.

Neue Mobilitätskonzepte galten lange Zeit als Zukunfts- und Wachstumsmarkt. Doch nach mehr als zehn Jahren haben sie jedoch noch immer nicht den gesellschaftlichen Stellenwert erreicht, der ihnen ursprünglich prophezeit wurde, heißt es beim Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Stattdessen zeige eine Bestandsaufnahme eindeutige Sättigungs- und Konsolidierungstendenzen über verschiedene Service-Bereiche hinweg.

In der Folge gebe es nur noch eine Handvoll bedeutsamer Akteure, die immer häufiger hochspezialisiert sind und über ausgeprägte Daten- und Plattform-Kompetenzen verfügen. Der strategische Schwerpunkt verlagert sich laut CAM in Richtung sogenannter Super-Apps mit einem weitreichenden Service-Angebot. Das sind die zentralen Ergebnisse des diesjährigen Mobility Services Reports (MSR) 2023, der vom CAM in Kooperation mit Cisco Systems und dem Fachmagazin automotiveIT verfasst wurde. Deren Datengrundlage ist eine Stichprobe von rund 280 Mobilitätsdienstleistungen in den Bereichen Carsharing, Multimodale Dienste, Micromobility, Fahrdienstvermittlung und Autonome Dienste.

Übernahmen und Rückzug bei Carsharing

So reduziert sich die Anzahl relevanter Anbieter auf dem Carsharing-Markt spürbar durch Übernahmeaktivitäten und Rückzugsbewegungen infolge mangelnder Nachfrage. Damit bleibt das Geschäftsmodell mit geteilten Pkw aus Sicht von CAM ein weitestgehend europäisches Phänomen mit überwiegend linearem Wachstum auf noch niedrigem Niveau.

Auch etablierte Anbieter haben mit hohem Kostendruck und überschaubaren Einnahmen zu kämpfen. Selbst der führende Anbieter Miles, der nach eigenen Angaben 2021 den Break-Even-Punkt erreichte, fuhr 2022 nur knapp einen unbereinigten Gewinn ein.

Konsolidierungstendenzen lassen sich demnach auch bei Micromobility erkennen. Hier reduziert sich die bereitgestellte Flotte in Europa erstmals. Zudem berichten Akteure auch im Wachstumsmarkt Nordamerika über schwache Auslastungszahlen.

Super-App deckt viele Dienstleistungen ab

Ein immer häufiger angewendetes strategisches Kernelement von Mobilitätsdienstleistern ist der Auf- und Ausbau von „Super Apps“. Dabei handelt es sich um mobile Endanwendungen, die ein breites Portfolio an unterschiedlichen Dienstleistungen, einschließlich der Abwicklung von Zahlungen und Finanztransaktionen, anbieten. Damit decken sie wesentliche Bereiche des persönlichen und geschäftlichen Lebens ab.

In der Praxis ist dieses Vorgehen vor allem bei Fahrdienstvermittlern und multimodalen Plattformen zu beobachten. Unternehmen bieten neben ihren Beförderungsdienstleistungen auch Essens-, Lebensmittel- oder sogar Paketlieferungen an. Dadurch stehen den Kunden mit einem Nutzeraccount verschiedene Angebote zur Verfügung, während mit den Fahrzeugen und Fahrern in auslastungsschwachen Zeiten Zusatzverdienste erzielt werden können. (wa)