E-Mobilität

Pilotprojekt: Der autonome Bus gehört zum Alltag

Im niederbayerischen Bad Birnbach läuft seit einem Jahr ein autonomer Elektrobus. Die Bevölkerung hat keine Berührungsängste bei der modernen Technologie. Etwa 20 000 Menschen sind bisher mit dem Bus gefahren.
25.10.2018

Nach dem erfolgreichen ersten Jahr soll bald aufgerüstet werden: 25 Stundenkilometer soll der autonome E-Bus künftig fahren.

Der im niederbayerischen Bad Birnbach autonom fahrende Elektrobus der Deutschen Bahn (DB) ist sicher durch das erste Jahr gekommen. Etwa 20 000 Menschen nutzten das kostenlose Angebot, wie Bürgermeister Josef Hasenberger am Donnerstag (25. Oktober) mitteilte. Es ist der erste fahrerlose Elektrobus, der in Deutschland im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist. Die Marktgemeinde versteht sich mit dem bundesweiten Pilotprojekt als Vorreiter für Mobilität auf dem Land.

Aus Sicht der Entwickler ist das Fahrzeug zu 100 Prozent sicher – Hindernisse würden von den Sensoren erfasst, so dass der Bus eigenständig bremst. Im Notfall könnte der Fahrbegleiter eingreifen. Lediglich einen Mini-Unfall habe es gegeben, als ein Autofahrer beim Ausparken gegen den stehenden Bus stieß. „Aber da hätte sich der Bus in Luft auflösen müssen, um das zu verhindern“, sagte Hasenberger.

Bürger vertrauen in die Technologie

In dem Kurort im Landkreis Rottal-Inn pendelt der Bus seit vergangenem Oktober zwischen der Therme und dem Marktplatz. Zuvor war er bereits knapp ein halbes Jahr im Probelauf auf der Strecke getestet worden. Der Minibus bietet Platz für sechs Gäste. Dass das Fahrzeug so gut angenommen werde, zeige, dass die Menschen Vertrauen in die Technologie haben, sagte der stellvertretende Landrat Kurt Vallée. Der Bus gehöre inzwischen ganz selbstverständlich zum Alltag in Bad Birnbach.

Thomas Huber von der DB Regio berichtete von „Kinderkrankheiten“, die im ersten Jahr zu behandeln gewesen seien. So hätten die Sensoren des Elektrobusses manchmal nicht unterscheiden können, ob sie nur starken Regen oder ein Hindernis vor sich hatten. In solchen Situationen habe der Bus dann aber sicherheitshalber gebremst.

Schneller und weiter

Seit Mitte März 2018 sind zwei Fahrzeuge abwechselnd unterwegs, so dass es zu keinen Ausfällen kommt, wenn ein Bus gewartet werden muss. In den kommenden Wochen sollen die Busse gegen Modelle der zweiten Generation ausgetauscht werden, die 25 statt 15 Stundenkilometer schnell fahren können, kündigte Hasenberger an.

Das sei erforderlich, weil im Laufe des Jahres 2019 der Bahnhof als weitere Station angeschlossen werden soll und der Bus dann ein Stück weit auf der Landstraße unterwegs ist, sagte Chris Büttner vom DB-Projektpartner IOKI. Da müsse das Fahrzeug nach TÜV-Vorgaben mindestens 25 Stundenkilometer erreichen, um kein Verkehrshindernis zu sein.

Konzept für Mobilität im ländlichen Raum

„Wir haben hier die Grundlage geschaffen für autonomes Fahren in Deutschland. Auch auf rechtlicher Ebene“, sagte Büttner weiter. Das Projekt habe auch international ein großes Echo ausgelöst. Auf dem Land wolle heute niemand mehr zwei Stunden auf den nächsten Bus warten, hier gelte es neue Konzepte zu entwickeln – und der autonom fahrende Bus in Bad Birnbach sei ein Beispiel dafür. (dpa/hol)