E-Mobilität

Praxisbericht: LNG ist besser als Diesel

Mit Flüssigerdgas sollen Lkw weniger umweltschädlich unterwegs sein als mit Diesel. Rheinland-Pfalz hat jetzt seine erste LNG-Tankstelle – eine von noch wenigen in Deutschland.
21.09.2019

Ein Mitarbeiter der ersten LNG-Tankstelle in Rheinland-Pfalz hält den Tankstutzen in der Hand. Verflüssigtes Erdgas ist als alternativer Kraftstoff für Lkw umweltfreundlicher als Diesel. Bild: © Thomas Frey/dpa

Vor allem Pakete werden vom rheinland-pfälzischen Neuwied aus künftig weniger umweltschädlich von einer deutschen Stadt in die andere gefahren. Das Familienunternehmen Rheintal-Transporte will bis Jahresende 30 seiner 50 Lastwagen von Diesel auf Flüssigerdgas umrüsten und hat dafür in die erste Tankstelle für den alternativen Kraftstoff in Rheinland-Pfalz investiert. Von Oktober an können aber auch andere Lastwagen die von Gascom aus Troisdorf in Nordrhein-Westfalen belieferte neue Tankstelle nutzen, sagt der Gesellschafter von Rheintal-Transporte, Wolfgang Normann, der Deutschen Presse-Agentur.

Die zentrale Lage der Tankstelle am Knotenpunkt der Autobahnen A 48 (Trier-Dernbacher Dreieck), A 3 (Köln-Passau) und A 61 (Venlo/Niederlande-Hockenheim) ist für Speditionen günstig. Denn das Tankstellennetz für Flüssigerdgas in Deutschland ist noch löchrig.

50 LNG-Tankstellen bis Ende 2020

Nach Einschätzung der Deutschen Energie-Agentur (dena) gibt es derzeit sieben Flüssigerdgas-Tankstellen in Deutschland. „Bis Ende 2020 könnten es 40 bis 50 sein. Einige sind mobil, der Trend geht aber zur stationären Tankstelle“, sagt Stefan Siegemund, Leiter des Bereichs Erneuerbarere Energien und Mobilität bei der dena.

„Alle 800, 900 Kilometer müssen wir tanken, sonst bleibt der Lkw stehen“, berichtet Normann. Daher rüste sein Unternehmen zunächst nur die Fahrzeuge um, die morgens losfahren und abends zurückkommen. Sie transportieren vor allem Pakete von DHL und anderen Logistikern. „Für die 20 Lkw, die quer durch Deutschland fahren, geht das nicht.“

Reichweite wie ein Diesel

Flüssigerdgas ist nach Einschätzung der dena attraktiv für Sattelzugmaschinen im Schwerlastverkehr mit 30 bis 40 Tonnen auf langen Strecken. „Die Reichweite ist mit der eines Diesel-Lkw vergleichbar und liegt maximal bei 1100 bis1200 Kilometer“, sagte Siegemund. Die Lastwagen sind meist leiser als Diesel und sind daher für den nächtlichen Lieferverkehr besonders interessant.

Wie umweltfreundlich ist der alternative Kraftstoff, der auch LNG genannt wird – die Abkürzung für den englischen Begriff Liquified Natural Gas (verflüssigtes Erdgas)? „LNG ist derzeit die einzige verfügbare Alternative zum Diesel, die marktreif und wettbewerbsfähig ist, insbesondere im Fernverkehr“, sagt Siegemund. Der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub sei geringer als bei Diesel mit der Euro-Norm 6. Die Schwefeloxid- und Feinstaub-Emissionen sind dem Verkehrsministerium in Mainz zufolge fast 100 Prozent geringer. Die Stickoxid-Emissionen würden im Vergleich zum Diesel um 80 bis 90 Prozent reduziert.

Weniger Emissionen

„Die CO2-Einsparung kann je nach Fahrzeug, Einsatzprofil und Gasherkunft maximal 22 Prozent betragen, ist aber im Durchschnitt geringer“, sagte Siegemund. „Aktuelle Testversuche liegen bei rund 13 Prozent.“ LNG müsse daher künftig vorwiegend aus erneuerbaren Energien kommen, im ersten Schnitt als verflüssigtes Biomethan.

Der Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, sieht flüssiges Erdgas als eine von mehreren Übergangstechnologien zwischen dem Dieselantrieb und dem Elektroantrieb der Zukunft. Wichtig sei, dass das LNG „sauber“ sei, also etwa nicht aus Fracking stamme. „Bei ganzheitlicher Betrachtung kann die Klimabilanz des Fracking-LNG deutlich negativ sein – sogar im Vergleich zum herkömmlichen Dieselantrieb“, mahnt Engelhardt.

Subventionen für die Anschaffung

„LNG ist auch günstiger als Diesel und die Fahrzeuge verbrauchen weniger“, schildert Normann seine Erfahrungen. Dafür seien aber die Haltungs- und Anschaffungskosten deutlich höher. Denn die Werkstätten müssten für Wartung und Reparatur umgerüstet werden. Ein LNG-Lkw kostet Siegemund zufolge etwa 30.000 bis 40.000 Euro mehr als ein Diesel-Lastwagen, dessen Kosten beliefen sich ungefähr auf 100.000 bis 120.000 Euro.

Noch lohne sich die Anschaffung und Umrüstung aber besonders, warb Normann. „Bis Ende 2020 wird die Anschaffung von LNG-Lkw mit bis zu 12.000 Euro gefördert“, erläuterte Siegemund. Und sie seien bis Ende 2020 auch von der Maut befreit. Derzeit werde diskutiert, die Zuschüsse und die Mautbefreiung zu verlängern. „In der europäischen Diskussion geht es um eine differenzierte nach CO2-Ausstoß gestaffelte Lkw-Maut.“

Option auf Wasserstoff-Lkws

Rheintal-Transporte will sich jedenfalls bis 2024 von den Diesel-Fahrzeugen verabschieden. Dazu will das Unternehmen die aktuellen technischen Entwicklungen bei Antriebstechnologien weiter beobachten: „Die ersten Wasserstoff-Lkw haben wir bereits reserviert."  (hp/dpa)