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Schifffahrt in Kiel: Landverstromung muss gefördert werden

Noch dieses Jahr soll der Kieler Seehafen eine Landstromanlage bekommen. Ein wichtiger Schritt in Anbetracht der enormen Abgasbelastung durch Schiffe.
18.04.2018

Die Landverstromung für Schiffe wäre dringend notwendig, um die Emissionen im Hafen zu senken. Es gibt jedoch noch wirtschaftliche und technische Hürden bei der flächendeckenden Umsetzung.

Die Pilotanlage für die Landverstromung von Schiffen entsteht am Norwegenkai des Kieler Hafens und kann Fährschiffe, die zwischen Kiel und Oslo verkehren, während ihrer Liegezeit mit Ökostrom versorgen. Dadurch sollen die Emissionen weiter reduziert werden. Die Landverstromung ist Teil des Umweltkonzepts mit dem Titel „Blue Port Kiel“, das die Seehafen Kiel-Gesellschaft gemeinsam mit der Landeshauptstadt entwickelt hat. Die Konzeption wird in den kommenden Wochen in den städtischen Ausschüssen beraten und Mitte Mai der Ratsversammlung zum Beschluss vorgelegt, erklärte der Seehafen Kiel und die Stadt.

In Anbetracht des enormen Anteils der internationalen Schifffahrt an der Schadstoffbelastung, ist dieser Schritt längst überfällig. Laut dem Naturschutzbund (Nabu) liegt die Feinstaubbelastung in den großen deutschen Häfen, wie Hamburg oder Kiel 50 bis 80 Prozent über den Emissionswerten an stark befahrenen Straßen und Verkehrsknotenpunkten. Zudem werden rund 80 Prozent aller Schiffsabgabe in einer Entfernung von nur 400 bis 90 Kilometer vor den Künsten ausgestoßen. Dementsprechend bestünde ein entsprechender Handlungsbedarf bei Reedereien Hafenbetreibern und Politik.

Zu hohe Stromkosten machen Landverstromung unrentabel

Neben Kiel ist auch Köln bereits in die Landverstromung eingestiegen. Rheinenergie schloss bereits Anfang März einen Contracting-Vertrag mit der Köln-Düsseldorfer Deutschen Rheinschifffahrt (KD) für den Niehler Hafen. An insgesamt 32 Landstromanschlüssen können Schiffe dort „betankt“ werden. Genau wie die Stadtwerke Kiel ist Rheinenergie für die Bereitstellung der nötigen Anschlussinfrastruktur an den Häfen zuständig. Als Netzbetreiber besitzen beide Stadtwerke die Konzessionen für die bestehenden und evtl. neu zu verlegenden Kabel der Landstromversorgung. Da der Netzbetrieb und die Stromversorgung in Deutschland gesetzlich voneinander getrennt sind, steht es den Reedereien an den örtlichen Häfen frei ihren Strom von einem Anbieter ihrer Wahl zu beziehen. In Niehl hat Rheinenergie bereits einen Vertrag mit der KD über 6,2 Mio. kWh mit einer Laufzeit von 15 Jahren abgeschlossen. In Kiel warten die Stadtwerke die Verhandlungen mit dem Seehafen noch ab.

Bevor sich Dirk Claus, Geschäftsführer von Seehafen Kiel jedoch Gedanken über die Stromlieferung machen kann, nimmt er für die Marktdurchdringung der Landverstromung die Bundesregierung in die Pflicht: „Um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern und die Verbreitung von Landstrom voranzutreiben, sind eine Förderung der technischen Einrichtungen sowie eine Befreiung von der EEG-Umlage notwendig.“ Vor dem Hintergrund der vergleichsweise niedrigen Kraftstoffkosten und der hohen Stromkosten in Deutschland berge die Landverstromung gegenüber der Eigenerzeugung von Strom ein deutliches Kostenplus für die Redereien. Zudem sind Schiffe nicht zur Nutzung von Landstrom verpflichtet. Internationaler Vorgaben erlauben die Eigenstromversorgung, soweit schwefelarme Kraftstoffe und Abgasreinigungstechnologien eingesetzt würden.

Für eine europaweit einheitliche Nutzungspflicht von Landstromanlagen wollen die Regierungsparteien in der aktuellen Legislaturperiode sorgen. Das geht aus einer öffentlichen Antwort auf eine Anfrage mehrerer Abgeordneter an CDU, CSU und SPD hervor. (ls)