E-Mobilität

Stromspeicher auf vier Rädern

Fraunhofer IAO veröffentlicht eine Studie zu Potenzialen und Herausforderungen von Vehicle-to-Home im Wohnquartier.
28.03.2024

Die Batterie von Elektroautos kann Strom aus der Solaranlage zwischenspeichern und wieder ans Haus abgeben – oder sogar als Notstromversorgung bei einem Blackout dienen.

Jedes Auto verbringt die meiste Zeit des Tages im Ruhezustand. Doch wie kann das teure Batteriespeicherpotenzial von Elektrofahrzeugen während ihrer Ruhezeiten aktiv und netzdienlich genutzt werden? Die Studie „Power-Transfer-V2H“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO analysiert Vehicle-to-Home (V2H) in gemeinschaftlich genutzten Parkhäusern. Sie zeigt regulatorische Möglichkeiten, wirtschaftliche Hürden und technische Herausforderungen.

Bei V2H wird das Elektrofahrzeug nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als Energiequelle für das Haus genutzt. Das V2H-Konzept ermöglicht es, Energie aus den Batterien von Elektrofahrzeugen in das Haus zu leiten. Elektrofahrzeuge können auch als Notstromversorgung dienen, wenn der Energiebedarf im Haus hoch ist oder das Stromnetz ausfällt. Gleichzeitig kann überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen, die das Fahrzeug durch externe Ladevorgänge aufnimmt, in das Haus zurückgespeist werden.

Sonnenstrom in die Traktionsbatterie laden

Die Effizienz von V2H kann durch die Integration einer PV-Anlage und zusätzlicher kleiner stationärer Energiespeicher weiter gesteigert werden. So kann tagsüber kostengünstig Strom erzeugt werden, der abends genutzt werden kann.

„Unsere Analysen zeigen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen derzeit kein Hindernis für den Einsatz von V2H darstellen. Wirtschaftliche Hürden sind jedoch noch zu überwinden, insbesondere im Bereich der Tarifmodelle für die Energieversorgung und die Kommunikationsinfrastruktur. Ein Hindernis, das wir für eine breite Einführung identifiziert haben, ist die Ungleichbehandlung von bidirektionalen Elektrofahrzeugen im Vergleich zu stationären Batteriespeichern bei der Strombesteuerung“, sagt Andre Leippi, Co-Autor der Studie.

Obwohl es Ankündigungen zu bidirektionalen Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur gibt, ist die tatsächliche Produktion von serienreifen Modellen noch sehr begrenzt. Optimierungsbedarf sehen die in der Studie befragten Expertinnen und Experten bei den aktuellen Anreizen und Rahmenbedingungen für die Einführung von V2X-Systemen.

Zugang zu flexiblen Tarifen muss möglich sein

Der wirtschaftliche Aspekt richtet sich vor allem an die Netzbetreiber. Um einen höheren Nutzen zu erzielen, seien insbesondere Veränderungen in den Betreiberstrukturen des Strommarktes notwendig. Der Zugang zu flexiblen Tarifen und Preisstrukturen müsse grundsätzlich ermöglicht werden.

Wie sieht es mit der Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer aus? Trotz der allgemein positiven Einstellung gegenüber V2X-Technologien bestehen wirtschaftliche Bedenken, insbesondere in Bezug auf die Degradation von Elektrofahrzeugbatterien. Eine weitere wichtige Hürde bleibt die Reichweitenangst. Sie könnte potenzielle Nutzerinnen und Nutzer davon abhalten, sich für Elektrofahrzeuge zu entscheiden und an V2X-Anwendungen teilzunehmen. (wa)