E-Mobilität

Stromspeicher aus gebrauchten Autobatterien

Audi und EnBW nehmen in Heilbronn einen Energiespeicher für erneuerbare Energien in Betrieb.
05.12.2022

Ausrangierte Antriebsbatterien von Autos stabilisieren im stationären Betrieb das Stromnetz.

Antriebsbatterien von ausrangierten Elektroautos können auch nach jahrelangem Einsatz noch sinnvoll genutzt werden. Audi und EnBW nutzen das jetzt in einem gemeinsamen Projekt. Ein stationärer Batteriespeicher wird mit Akkus befüllt, die aus zerlegten Erprobungsfahrzeugen von Audi stammen. Die Anlage in Heilbronn soll Strom aus erneuerbaren Energien speichern, Schwankungen im Stromnetz ausgleichen und damit zur Versorgungssicherheit beitragen.

Gemeinsam mit Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann nahmen die beiden Kooperationspartner die Pilotanlage auf dem Kraftwerksgelände der EnBW in Heilbronn in Betrieb. Die Inbetriebnahme zeige erneut eindrucksvoll, dass die Mobilitäts- und die Energiewende nur gemeinsam gelingen könne, sagte Herrmann. Für eine erfolgreiche Energiewende seien Batteriespeicher unabdingbar.

Zwölf Batteriesysteme zusammengeschaltet

Der Batteriespeicher in Heilbronn besteht aus zwölf Hochvolt-Batteriesystemen von Testfahrzeugen. Zusammengeschaltet bringen sie es auf eine Gesamtleistung von einem Megawatt (MW). Damit könnte der Speicher etwa eine Stunde lang den Stromverbrauch von 3000 Haushalten decken.

Das Besondere am Speicher ist ein „Plug & Play“-Ansatz. So können die Fahrzeugbatterien einfach und kostengünstig zu einem Speichersystem zusammengeschaltet werden. Die Anlage diene als Referenz für zunächst vier Projekte, die bei der EnBW für die nähere Zukunft derzeit geplant sind.

Das „zweite Leben“ könnte bis zu zehn Jahre dauern

Im Vergleich zu ihrem „ersten Leben“ werden die Batterien jetzt mit deutlich niedrigeren und gleichmäßigeren Strömen genutzt. Die Beanspruchungen sind damit deutlich geringer als im mobilen Einsatz, bei dem zum Beschleunigen viel Energie sehr schnell fließen muss. Die Projektverantwortlichen gehen deshalb für das zweite Leben der Zellen von einer Einsatzzeit von mindestens fünf bis zehn Jahren aus. Danach führt Audi die Batterien einem endgültigen Recycling zu. Dabei werden sie in ihre einzelnen Bestandteile und Rohstoffe zerlegt, um perspektivisch wieder in neuen Batterien zum Einsatz zu kommen.

In den kommenden Wochen wird zunächst die Leistungsfähigkeit des Speichers geprüft und verschiedene Einsatzszenarien simuliert. Dazu zählt auch der Betrieb, um Regelleistung zur Verfügung zu stellen, sobald die Netzfrequenz zu niedrig ist. Umgekehrt wird auch Energie gespeichert, wenn Wind- oder PV-Anlagen so viel Strom ins Netz einspeisen, dass die Frequenz zu sehr ansteigt. Außerdem wird untersucht, wie die Speicherkapazität am Energiemarkt eingesetzt werden kann, falls günstiger Strom aus erneuerbaren Energien vorhanden ist. (wa)