E-Mobilität

Studie: Erdgas-Lkw sind nicht klimafreundlicher als Diesel-Fahrzeuge

Forscher sagen, dass mit flüssigem Erdgas betriebene Lkw nicht gut für das Klima seien. Staatliche Subventionen seien der falsche Weg. Das sieht der Bundestag völlig anders. Er hat die Mautbefreiung für Erdgas-Lkw nun verlängert.
18.05.2020

Forscher halten Erdgas-Lkw für ebenso klimaschädlich wie Diesel-Fahrzeuge.

Der Großteil der Lkw, die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) fahren, verursacht ungefähr gleich viel Treibhausgase wie Diesel-Lkw. So entstehen je nach Antriebstechnologie der LNG-Lkw zwischen 969 und 1051 Gramm Treibhausgase pro Kilometer. Zum Vergleich: Ein Diesel-Fahrzeug verursacht fast 1.060 Gramm pro Kilometer. Das geht aus einer aktuellen Studie des Öko-Instituts und des International Council on Clean Transportation (ICCT) hervor, die vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben worden war.

Demnach entweicht beim Verbrennen des Erdgases, aber auch beim Tanken und bei der Produktion des Flüssigerdgases, Methan – ein Treibhausgas, das eine deutlich stärkere Wirkung auf das Klima besitze als CO2.

Forscher: LNG ist nicht klimafreundlicher als Diesel

"Der vielzitierte, große Klimavorteil von LNG-Lkw und ihre Förderung als Brückentechnologie für einen klimafreundlichen Güterverkehr sind daher nicht länger haltbar", fasst Moritz Mottschall, Senior Researcher im Institutsbereich Ressourcen & Mobilität am Öko-Institut zusammen.

Die Studie bezieht nicht nur die direkten CO2-Emissionen am Auspuff in die Bilanz ein, sondern auch die Emissionen von Methan und Lachgas, die bei der Verbrennung sowie der Produktion und des Transports des Erdgases entstehen. Betrachtet man nur die direkten CO2-Emissionen, die beim Verbrennen des Erdgases entstehen, wäre die CO2-Bilanz besser als die von Diesel-Lkw. Bezieht man jedoch Methan und Lachgas mit ein, ergibt sich ein anderes Bild.

Methan und Lachgas schaden dem Klima

So entstehen bei der Nutzung von typischen LNG-Lkw mit einem Ottomotor 1051 Gramm Treibhausgase pro Kilometer (g/km). Damit liegen sie etwa gleichauf zu Diesel-Lkw mit 1056 g/km. Nur bei LNG-Lkw, die ähnlich wie ein Diesel-Lkw nach dem Prinzip der Selbstzündung arbeiten, liegen die Treibhausgase mit 969 g/km darunter. Das Problem: Nur ein Hersteller bietet diese Fahrzeuge an, der Großteil der LNG-Lkw gehört nicht dazu.

Die Bilanz der LNG-Lkw verschlechtert sich laut Studie weiter, falls zunehmend Fracking-Erdgas zum Einsatz kommt. Beim Fracking entweichen größere Mengen Methan in die Atmosphäre als bei der Erdgas-Förderung aus konventionellen Quellen.

Mautbefreiung verlängert - aber nicht für alle Antriebe

Am vergangenen Freitag hat der Bundestag entschieden, dass Lastwagen, die mit Erdgas statt mit Diesel fahren, bis 2023 keine Mautgebühren zahlen. Mit betriebene LPG (Liquified Petroleum Gas bzw. Flüssiggas) betriebene Nutzfahrzeuge sind von der nun verabschiedeten Regelung hingegen ausgenommen – sehr zum Ärger des Deutschen Verbandes Flüssiggas (DVFG). "Damit hat die Kraftstoffstrategie der Bundesregierung eine wichtige Chance zur weiteren Senkung von Treibhausgasemissionen verpasst", sagt der DVFG-Vorsitzender Rainer Scharr.

LPG könne im Vergleich zu LNG mit einem höheren Potenzial zur Minderung von Treibhausgasen aufwarten. Die Kraftstoffstrategie der Bundesregierung sei an dieser Stelle daher umweltpolitisch nicht konsistent. "Die Mautbefreiung muss für alle Gasantriebe gelten. Mit dem Ausschluss von Flüssiggas fehlt für die Hersteller schwerer Nutzfahrzeuge jeder Anreiz, in die Entwicklung von LPG-Motoren zu investieren", kritisiert Scharr.

Studie: Subventionierung von Erdgas-Lkw stoppen

Die Autoren der Studie wiederum halten die Subventionierung von Erdgas-Lkw grundsätzlich für den falschen Weg. "Die Einschätzung, dass Erdgas-Lkw wesentlich klimafreundlicher als Diesel-Lkw sind, geht an der Realität vorbei. Aus Klimaschutzsicht sollten sie daher nicht länger mit öffentlichen Geldern gefördert werden", fordert Mottschall. (amo)