E-Mobilität

VDB: Grüner Wasserstoff kann 7 Millionen Pkw dekarbonisieren

Um den Klimaschutz im Verkehrssektor voranzubringen, sollte die Bundesregierung nicht ausschließlich auf grünen Wasserstoff setzen, sagt der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie. Dazu seien die im Konjunkturpaket genannten Elektrolysekapazitäten zu gering.
09.06.2020

Die Bundesregierung sollte nicht nur auf grünen Wasserstoff setzen, sagt der VDB.

Nach Berechnungen des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) würde die im Konjunkturprogramm vorgesehene deutsche Wasserstoffproduktion im Jahr 2030 ausreichen, um über 7 Millionen Brennstoffzellen-Pkw zu betanken. Allerdings wäre dies nach Einschätzung des Verbandes nicht genug, um den Individualverkehr mit seinen derzeit 47,7 Millionen Autos zu dekarbonisieren.

"Um den dürftigen Klimaschutzbeitrag des Straßenverkehrs bis 2030 merklich zu verbessern, müssen alle alternativen Antriebe und Kraftstoffe genutzt werden. Dazu gehören neben Wasserstoff und Elektromobilität auch Biokraftstoffe", sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim VDB. Er mahnte an, dass Wasserstoff aus erneuerbaren Energien produziert werden müsse, damit er tatsächlich zum Klimaschutz beiträgt.

Nachweis für den Klimaschutzbeitrag gefordert

Im Jahr 2019 erreichten die Erneuerbaren einen Anteil von 42,7 Prozent am deutschen Strommix. "Würden die Regeln für Biokraftstoffe auch auf Wasserstoff angewendet, dürfte er beim heutigen Strommix noch nicht auf die deutsche Förderung angerechnet werden, weil seine Treibhausgasminderung zu gering ist", sagte Baumann. Damit Biodiesel, Bioethanol und Biomethan unter die deutsche Förderquote fallen, müssen sie den Treibhausgasausstoß mindestens um 50 Prozent im Vergleich zu fossilem Kraftstoff verringern. Biokraftstoffe mindern die Emissionen um bis zu 90 Prozent. "Wir begrüßen den Ausbau von Wasserstoff sehr. Allerdings müssen noch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass es sich um einen nachweisbaren und nennenswerten Klimaschutzbeitrag handelt", sagte Baumann.

Die Bundesregierung will nach bisherigen Informationen über die Wasserstoffstrategie die Forschung im Wasserstoffbereich mit 7 Milliarden Euro fördern. Ein wichtiges Ziel ist es, die Kosten von grünem Wasserstoff deutlich zu senken. Dessen Treibhausgasvermeidungskosten liegen nach Baumanns Angaben derzeit bei etwa 250-500 Euro pro Tonne CO2. Im Vergleich dazu vermeiden Biodiesel, Bioethanol und Biomethan den Ausstoß einer Tonne CO2 für 150-200 Euro.

Biokraftstoffe nicht aus dem Blick verlieren

Die Wasserstoffstrategie, die am morgigen Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet werden soll, sieht unter anderem den Ausbau einer Tankstelleninfrastruktur vor. Der VDB geht davon aus, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis Wasserstoff einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. "Es ist sinnvoll, Wasserstoff als neuen Energieträger für den Straßenverkehr in den Markt zu bringen. Um das 2030-Verkehrsziel zu erreichen, muss die Bundesregierung allerdings alle Möglichkeiten zur Minderung von Treibhausgasemissionen nutzen. An Biokraftstoffen führt deshalb kein Weg vorbei", sagte Baumann. (amo)