E-Mobilität

VDE fordert Batteriezellenfertigung in Deutschland

2014 hatte Daimler die eigene Zellproduktion für Elektrofahrzeuge wegen Produktions-Überkapazitäten wieder aufgegeben. Inzwischen hat sich die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien verdoppelt. Zeit, die industrielle Fertigung nach Deutschland beziehungsweise Europa zu holen, fordert der Technologieverband.
12.06.2019

Als einziges europäisches Unternehmen baut Northvolt derzeit in Schweden eine Serienfertigung mit zunächst acht Gigawattstunden Kapazität auf. VW plant in Salzgitter eine Zellproduktion von zehn Gigawattstunden.

Hersteller aus Japan, China und Korea dominieren den Markt von Lithium-Ionen-Batteriezellen mit einem Anteil von insgesamt 80 Prozent. In einem neuen Positionspapier befürwortet der Technologieverband VDE eine Zellfertigung in Europa beziehungsweise Deutschland. "Die Nachfrage nach Batterien und den dafür wichtigsten Komponenten, nämlich den Batteriezellen, wird künftig größer sein als die bislang geplanten Produktionsmengen. Europäische Unternehmen und Konsortien sollten daher eigene Zellfertigungen aufbauen. Wenn Europa diese Chance als möglicher Fast-Follower nicht ergreift und nutzt, werden weitere asiatische Hersteller die Lücke schließen – und wenn es sein muss – auch vor Ort", gibt Patrick Heininger, Manager bei VDE Technology und Innovation und Hauptautor des Papiers, zu Bedenken.

Der Verband ist überzeugt, dass der Einstieg in den Hochtechnologiebereich "Batterie" anspruchsvolle neue Arbeitsplätze schaffe und mit diesen den erwarteten Verlust traditioneller Arbeitsplätze in der Automobilindustrie abfedern könnte.

Lücke zwischen Forschung und Entwicklung schließen

Obwohl Deutschland in der Grundlagenforschung an neuen Batteriezelltechnologien seit Jahren gut aufgestellt ist, findet die Zellfertigung komplett in Asien statt – das wertvolle Potenzial an Know-how und Fachpersonal bleibt damit wegen der fehlenden lokalen Zellfertigung ungenutzt. Gleichzeitig machen sich deutsche Unternehmen wie die Automobilhersteller von der Produktion in Asien abhängig.

"Um den Anschluss nicht zu verpassen und in Zukunft auf Augenhöhe mit den asiatischen Herstellern agieren zu können, muss jetzt begonnen werden, Produktionserfahrungen zu sammeln. Damit wird der Aufbau einer eigenen Zellfabrik auch zu einer Investition in die Zukunft", ergänzt Patrick Heininger vom VDE. Dabei ginge es weniger darum, den Vorsprung aufzuholen, als vielmehr den Marktanteil von Zellen ‚Made-in-Europe‘ so groß wie möglich zu gestalten.

Eine Zellfertigung asiatischer Hersteller in Deutschland würde zwar kurzfristig auch neue Arbeitsplätze schaffen, langfristig würde diese Option jedoch die Entwicklung einer eigenständigen Zellfertigung verhindern und die Abhängigkeit der Automobilhersteller vergrößern. Für europäische Unternehmen, die sich bislang auf die Konfektionierung von Batterien beschränkt haben, könnte der Wertschöpfungsanteil sogar noch sinken.

BMWi will lokale Zellfertigung ankurbeln

Der VDE begrüßt daher die Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), die Bildung von Konsortien für die Ansiedlung von Batteriezellfertigungen in Deutschland und Europa zu unterstützten. Die durch das BMWi in Aussicht gestellte staatliche Anschubfinanzierung für eine lokale Zellfertigung schafft neue Arbeitsplätze und sei gleichzeitig eine wichtige Maßnahme, mit der sich die Abwanderung wertvoller Fachkräfte verhindern ließe.

Mehr als 30 Unternehmen aus der Wertschöpfungskette der Batterie, darunter BASF, BMW, VARTA und VW, haben sich auf die Ausschreibung des BMWi für den Aufbau einer Batteriezellfertigung beworben. Das große Interesse zeige, dass von Seiten deutscher Unternehmen nicht nur im Automobilbereich der Bedarf besteht, die Produktion von Zellen in Deutschland oder Europa anzusiedeln, so der Verband. (sg)