E-Mobilität

Was beim Megawatt-Laden zu beachten ist

Die Elektrifizierung von Lastwagen schreitet voran. Fraunhofer-Forscher geben Handlungsempfehlungen – auch an Netzbetreiber.
08.03.2024

Die Elektrifizierung von Lastwagen schreitet voran.

2021 startete das Projekt „HoLa – Hochleistungsladen Lkw-Fernverkehr“ rund um das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Dabei werden an fünf Standorten entlang der A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet insgesamt acht Hochleistungsladepunkte mit dem Megawatt Charging System (MCS) für Lkw aufgebaut.

Aus den bisherigen Forschungsergebnissen hat das Fraunhofer ISI nun Handlungsempfehlungen abgeleitet – es ist eine „Halbzeitbilanz“ kurz vor der Eröffnung der ersten Ladestationen. Am Projekt sind zwölf Konsortial- und zehn assoziierte Partner aus Industrie und Forschung beteiligt – darunter die Lkw-Hersteller Daimler Truck, MAN, Scania, Traton und Volvo.

Die EU legt Mindestziele fest

Eine EU-Verordnung legt bereits konkrete Mindestziele hinsichtlich einer öffentlichen Lkw-Ladeinfrastruktur für alle Mitgliedsstaaten fest: Demnach müssen in Deutschland bis 2025 insgesamt 32 Lkw-Ladeorte entstehen, bis 2027 sind es bereits 104 und bis 2030 schließlich 314 Lkw-Ladestandorte. In der Verordnung ist ebenfalls geregelt, dass Schnellladeinfrastruktur für batterieelektrische Lkw alle 60 bis 100 km entlang der wichtigsten deutschen Autobahnen zur Verfügung stehen muss.

Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass ein Startnetzwerk für Deutschland rund 142 Ladestandorte umfassen sollte. Das zugrundeliegende Szenario sieht dabei für 2030 so aus:

  • Lkw werden während der gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeitunterbrechung von 45 Minuten nach viereinhalbstündiger Fahrt nachgeladen.
  • Dabei werden etwa 15 Prozent aller schweren Lkw batterieelektrisch betrieben.
  • Maximal die Hälfte der Ladevorgänge findet an öffentlicher Ladeinfrastruktur statt.

Für 2030 sehen die Forschenden einen Bedarf von mindestens 1000 Ladepunkten für Deutschland. Bei schnellerer Marktdurchdringung von E-Lkw im Fernverkehr sowie längeren Standzeiten könnte der Bedarf sogar eher bei 2000 Ladepunkten liegen.

Hausaufgaben für Netzbetreiber

Für Netzbetreiber haben die Forschenden Hausaufgaben vorgesehen: Anzustreben sei die Veröffentlichung von lokalen Kapazitätsdaten auf Mittelspannungsebene entlang der Autobahnen. Mit ihnen könnten die Netzbetreiber hinsichtlich der Bereitstellung von mehr Ladeleistung vorausschauend planen.

Im Projekt wurde außerdem eine zukünftigen Batterie-Lkw-Flotte simuliert. Basis dafür waren die Fahrprofile von 2400 Diesel-Fahrzeugen. Dabei zeigte sich, dass für die Mehrheit der Ladevorgänge eine Langsam-Ladeinfrastruktur ausreicht, in der Regel auf privatem Gelände mit maximal 44 kW. Laden mit über 350 kW, also voraussichtlich mit dem neuen Megawatt-Ladestandard MCS, werde insbesondere für Langstreckenfahrzeuge zum Zwischenladen genutzt und findet überwiegend an öffentlichen Ladestationen statt.

Da die Flächen entlang von Autobahnen begrenzt sind, müssen die Ladestationen an Autobahnen möglichst platzsparend errichtet und auch Flächen neben Autobahnen mitgedacht werden. Eine gemeinsame Nutzung von Lkw-Ladeorten für MCS-Laden, Übernachtladen oder das Laden von Pkw mit Anhängern könne die Auslastung der Ladeorte erhöhen und den Flächendruck mildern. (wa)