Deutschland

Banzer Erklärung: Regierung muss Stromkunden entlasten

EEG-Umlage statt CO2-Steuer: Die Wärmepumpen-Branche prangert in der „Banzer Erklärung“ die unfairen Marktbedingungen für regenerative Energien an.
12.04.2018

Wärmepumpen haben bei Neubauten Hochkonjunktur, und in Berlin-Neulichterfelde sind sie sogar obligatorisch

Die Klimaziele für 2020 verpasst die Bundesregierung sowohl auf nationaler als auch EU-Ebene. Damit es mit der Senkungen von Emissionen um mindestens 40 Prozent zumindest bis 2030 klappt und der Anteil von erneuerbaren Energien auf mindestens 27 Prozent ansteigt, braucht es vor allem eine Entlastung der Stromkunden, erklärte der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) anlässlich der Klausurtagung der Wärmepumpen-Branche.

Die „Banzer Erklärung“ steht am Ende der Führungskräfte-Klausur der Wärmepumpen-Branche im Kloster Banz. Insgesamt 30 Inhaber, Vorstände, Abteilungsleiter fordern auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Umsetzung der Energiewende den Ausbau von Wärmepumpen. In den vergangenen zwölf Monaten haben die Denkfabrik Agora Energiewende, die Deutsche Energieagentur (Dena) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) umfassende Studien zum Energiemix der Zukunft vorgelegt. Aus allen dreien ergibt sich, dass die rund 800 000 Wärmepumpen in Deutschland nicht ausreichen, um die Klimaziele des Pariser Abkommens einzuhalten. Vier bis acht Millionen Anlagen wären bis 2030 und rund acht bis 17 Millionen bis 2050 notwendig, um die Ziele zu erreichen.

Stromsteuer abschaffen, EEG auf Steuerfinanzierung umstellen

Damit sich alternative Wärmesysteme wie Wärmepumpen auf dem Markt durchsetzten, braucht es faire Marktbedingungen, erklärte Martin Sabel, BWP-Geschäftsführer. Vor allem die EEG-Umlage und die Stromsteuer seien ein Problem für die Marktdurchdringung von erneuerbaren Energien. Die Stromkosten eines Wärmepumpen-Kunden gingen durchschnittlich zu 62 Prozent an den Staat. Paul Wanning, BWP-Vorstandsvorsitzender ergänzt: „Wir brauchen dringend eine strategische Ausrichtung der Energiepolitik. Hauptaufgabe muss es sein, dafür zu sorgen, dass sich CO2‐Einsparungen für Verbraucher und Unternehmen wirtschaftlich lohnen und dass sie bei notwendigen Investitionen für ein klimaschonendes Heizsystem unterstützt werden.“

Einen besonderen Stellenwert räumt der BWP bei seinen Forderungen gegenüber der Politik dem Thema Energieeffizienz bei der Sektorkopplung ein. Sabel: „Wind und Sonne stehen uns zwar scheinbar unbegrenzt zur Verfügung. Wir können sie aber nicht unbegrenzt zur Energiegewinnung nutzen. Aus diesem Grund muss darauf geachtet werden, den zusätzlichen Strombedarf durch die Sektorkopplung möglichst klein zu halten.“ Eine Wärmepumpe könne mit derselben Menge an erneuerbarem Strom fünf bis sieben Mal mehr Wärme bereitstellen als eine Power‐to‐Gas-Anlage.

Für die Wärmepumpenbranche steht fest, der Koalitionsvertrag hat deutliche Lücken bei der Gestaltung der Wärmewende. Neben der Abschaffung der Stromsteuer und der stärkeren Haushaltsfinanzierung des EEG, brauche es eine zielgerechtere Förderung CO2-sparender Wärmetechnologien sowie eine ambitionierte Weiterentwicklung der energetischen Anforderungen bei Gebäudeneubauten. (ls)