Deutschland

Deutsche sehen eigene Energiewende pessimistischer als der Rest von Europa

Die Deutschen sehen ihre eigene Energiewende pessimistischer als der Rest von Europa. Das geht aus der Studie "Wohnen in Europa" hervor, die Eon und Kantar-Emnid durchgeführt haben.
16.05.2019

Nur 50 Prozent der Deutschen sind mit der Umsetzung der Energiewende zufrieden, die anderen Europäer sehen dagegen mit Hochachtung nach Deutschland.

In Schweden sind 66 Prozent und in Dänemark rund 64 Prozent der Menschen mit der Energiepolitik ihrer Länder zufrieden, die Deutschen rangieren in der Selbsteinschätzung hinter ihnen auf Platz 3. Schlusslicht bei der Umstellung auf erneuerbare Energien ist für die Deutschen Rumänien, mit rund 26 Prozent, gefolgt von der Türkei mit etwas mehr als 29 Prozent Umsetzungsgrad. Eon und Kantar-Emnid befragten rund 10.000 Menschen in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Rumänien, Schweden, Tschechien, in der Türkei und in Ungarn, um das herauszukriegen.

Deutlich divergiert diese vergleichsweise kritische Sicht der Deutschen auf sich selbst von ihrem Ansehen in Europa. Die Rumänen sehen Schweden ganz knapp an der Spitze, was die Energiewende angeht, mit 73,4 Prozent Umsetzungsgrad. Mit nur 0,2 Prozentpunkten weniger landet Deutschland hier auf Platz 2, Dänemark folgt ebenfalls sehr knapp dahinter mit 73,1 Prozent. Ihr eigenes Land ist übrigens auch in der Einschätzung der Rumänen das Schlusslicht beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Befragten sehen hier eine Umsetzung zu 40,5 Prozent.

Eon-Chef Teyssen fordert CO2-Abgabe

Aus Sicht der türkischen Bevölkerung verweist Schweden im Umsetzungsgrad mit 77 Prozent Deutschland mit gut 76 Prozent ebenfalls knapp auf den zweiten Platz. Auch in der Türkei sehen die Befragten die Umsetzung im eigenen Land als am wenigsten fortgeschritten an, mit 48,7 Prozent. Im europaweiten Durchschnitt betrachtet liegen Schweden, Dänemark und Deutschland bei der Einschätzung, wer bei der Energiewende am weitesten ist, auf den ersten drei Plätzen. Es folgen Großbritannien, Frankreich, Italien, Tschechien und Ungarn. Schlusslichter sind die Türkei und Rumänien.

Auch Eon-Chef Johannes Teyssen meint, dass hierzulande noch lange keine echte Energiewende geschafft sei. So trete Deutschland beim Klimaschutz auf der Stelle. Großer Handlungsbedarf bestehe nach wie vor in den Bereichen Verkehr und Wärme. Die Politik müsse daher einen wirksamen CO2-Preis für den Einsatz fossiler Brennstoffe im Verkehr und in der Wärmeerzeugung einführen. Eine solche CO2-Abgabe müsse aber sozial- und wirtschaftspolitisch intelligent begleitet werden, damit sie nicht zulasten einzelner Gruppen von Energiekunden gehe. Außerdem müsse der Strompreis für alle deutlich sinken. (sig)