Deutschland

Dialog zur Atommüll-Endlager-Suche soll Verständnis fördern

Beim Thema Atommüll kochen in Deutschland die Emotionen hoch. Der hoch radioaktive Abfall muss zwar sicher entsorgt werden, doch niemand will ihn gern in seiner Nähe haben. Die zuständige Behörde verspricht ein transparentes Verfahren – aber ohne Vetorecht.
08.01.2019

Das Kernkraftwerk Isar 1 (rechts) und Isar 2 (links) bei Nacht. Isar 1 wurde am 17. März 2011 abgeschaltet, Isar 2 läuft noch bis spätestens 31. Dezember 2022.

Bei der Suche nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll will die zuständige Behörde die Kommunen und die Bevölkerung umfangreich über das Auswahlverfahren informieren. "Noch haben wir die Möglichkeit, uns in Ruhe dem Thema zu nähern, um offene Fragen zum Verfahren zu klären", sagte der Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), Wolfram König, am Dienstag in Leipzig. "Sobald konkrete Orte im Raum stehen, prägen erfahrungsgemäß nicht allein Fakten die Debatten."

Der Termin in der sächsischen Messestadt war der Auftakt einer Reihe von Dialogveranstaltungen. Ziel sei ein nachvollziehbares, transparentes und akzeptables Verfahren, um "das letzte Kapitel der Nutzung der Kernenergie abzuschließen", betonte König. Auf den Dialogveranstaltungen sollen die Kommunen belastbare Informationen bekommen und ihre Erwartungen äußern. "Ich hoffe, dass dadurch die Diskussion nüchterner wird", sagte der BfE-Chef.

Wohin mit dem hoch radioaktiven Atommüll?

Deutschlands hoch radioaktiver Atommüll soll unterirdisch endgelagert werden. Bis 2031 will der Bund dafür einen geeigneten Ort finden – maximale Sicherheit für eine Million Jahre lautet das Ziel. Auf Basis festgeschriebener Kriterien suchen Experten entsprechende Regionen aus. Erste Ergebnisse sind für 2020 angekündigt. Die Entscheidung über einen Endlager-Standort treffen am Ende Bundestag und Bundesrat.

Noch stünden keine konkreten Gebiete für ein Atommüll-Endlager zur Diskussion, betonte König. "Es werden alle Regionen angeschaut und bewertet, unabhängig von politischen Debatten. Entscheidend sind ausschließlich Sicherheitskriterien." Ein zweites Gorleben dürfe es nicht geben. Ursprünglich hatte Deutschland ein Endlager im niedersächsischen Salzstock Gorleben geplant. Nach jahrzehntelangen Protesten hatte der Bund aber das neue Suchverfahren gestartet.

Salz-, Ton- und Granit-Formationen kommen in Frage

Die hoch radioaktiven Atomabfälle sollen unterirdisch tief in einem Bergwerk entsorgt werden. Als geologische Formationen kommen Salz, Ton und kristallines Gestein wie Granit in Frage. Solche Gebiete gibt es mehrere in Deutschland.

Mit der Suche ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) beauftragt. Zunächst sortieren Experten mit Hilfe schon vorliegender Daten Regionen aus, die nicht in Frage kommen – etwa, weil Erdbebengefahr besteht. Im nächsten Schritt werden Gebiete ausgewählt, die bestimmten Mindestanforderungen entsprechen. Dann folgt eine Erkundung über Tage, dann unter Tage. In dieser Phase ist eine gerichtliche Überprüfung des Auswahlverfahrens durch das Bundesverwaltungsgericht möglich.

"Es gibt kein Vetorecht!"

Trotz aller Bürgerbeteiligung und Informationen für Kommunen ist der schließlich gefundene Ort aber alternativlos, wie Wolfram König in Leipzig betonte. "Es gibt kein Vetorecht. Die Regionen können sich nicht dafür oder dagegen entscheiden. Die Endlagersuche ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung". In den kommenden Tagen wird es weitere Dialogveranstaltungen in Hamburg, Frankfurt und Ulm geben. (dpa/al)