Deutschland

DIW: NRW in besonderer Pflicht für den Kohleausstieg

Nach einer Analyse des DIW können die Klimaziele für 2030 noch erreicht werden. Dafür muss es aber zu einem schnellen Kohleausstieg kommen. In der Pflicht ist vor allem NRW. Dort stehen die ältesten Kohlemeiler.
15.08.2018

Das Braunkohle-Tagebau-Abbaugebiet Garzweiler II hat eine Genehmigung bis 2045. Dies stellt deutschlandweit die längste Genehmigungsfrist von Tagebauen dar.

Nordrhein-Westfalen (NRW) nimmt als größter Emittent unter den Bundesländern eine Schlüsselstellung für den Kohleausstieg ein. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin um die Energieökonomin Claudia Kemfert. Je nachdem wie im Speziellen dieses Bundesland den Ausstieg forciert, können auch die Klimaziele 2030 erreicht werden.

In der Stromerzeugung werden nach wie vor große Mengen an Braun- und Steinkohle eingesetzt, die im Jahr 2016 für mehr als ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verantwortlich waren, erläutern die DIW-Wissenschaftler. Ohne zusätzliche Maßnahmen ist deshalb nicht zu erwarten, dass die Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden können: eine Senkung der Emissionen bis 2030 um mehr als 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990.

Nordrhein-Westfalen ist gefordert

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen nimmt im Rahmen der Energiewende eine Schlüsselposition ein. Erstens stehen dort noch sehr viele alte und ineffiziente Kohlekraftwerke, und zweitens liege NRW gerade beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Ländervergleich noch immer sehr weit hinten. Weil NRW der größte Emittent unter den Bundesländern ist, seien hier die Klimaschutzeffekte bei einem Kohleausstieg auch besonders groß. Im Falle eines mittleren Ausstiegspfades reduzierten sich die kohlebedingten Emissionen allein durch die Abschaltung von Braunkohlekraftwerken in NRW bis 2030 um circa 40 Prozent gegenüber dem Referenz-Szenario. Bei einer zusätzlichen Begrenzung der jährlichen Laufzeit aller verbleibenden Kohlekraftwerke sinken die Emissionen um rund 64 Prozent, im Falle eines schnellen Ausstiegs um etwa 69 Prozent. Fazit der DIW-Experten: Die nordrhein-westfälischen Braunkohlekraftwerke sollten bis 2030, die Steinkohlekraftwerke bis 2040 abgeschaltet werden.

„Anders als beim Klimaziel für 2020, das bereits als gescheitert gilt, bestehen für 2030 durchaus noch Chancen, die Klimaziele zu erreichen“, sagt Kemfert. „Aber nur, wenn man mit dem Kohleausstieg so schnell wie möglich beginnt und den Ausbau der erneuerbaren Energien forciert.“ (al)