Deutschland

Große Unternehmen fordern CO2-Mindestpreis

Ein Pool von Unternehmen aus der Energiebranche mit EnBW an der Spitze plädiert für die Einführung eines CO2-Mindestpreises. Dadurch käme es schneller zum Switch von Kohle auf Gas.
27.11.2018

Große Unternehmen wie EnBW, Eon und Siemens-Gamesa fordern einen CO2 Mindestpreis.

16 große europäische Unternehmen, darunter EnBW, Eon und Siemens-Gamesa, fordern einen CO2-Mindestpreis. Ergänzend zum Emissionshandel soll ein ansteigender CO2-Mindestpreis sowie eine Neujustierung der Energiesteuern mit einer ebenfalls zunehmenden CO2-Komponente erfolgen. Damit unterstützen die Konzerne sowohl Überlegungen in der Kohlekommission, einen CO2-Mindestpreis vorzuschlagen, als auch die Ankündigung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), einen Vorschlag für eine CO2-Besteuerung in den Sektoren Verkehr und Gebäudewärme vorlegen zu wollen. Die ansteigenden CO2-Preise sollen sicherstellen, dass die Klimaziele ökonomisch effizient erreicht werden.

Dabei beruft sich der Zusammenschluss auf die Studie "Klimatische und sozioökonomische Untersuchung eines Mindestpreises für CO2 im Energiesektor in mehreren Mitgliedstaaten", welche von FTI CL durchgeführt wurde. Die Studie wurde am Dienstag (27. November) in Berlin vorgestellt.

Deutliche Senkung des Mindestpreises möglich

Der Studie zufolge könnten bei einem CO2-Mindestpreis CO2-Emissionen des Energiesektors bis 2030 um 29 Prozent in den betroffenen Ländern verringert werden. Die gesamten EU-Emissionen im Energiesektor könnten hingegen lediglich um 17 Prozent reduziert werden. Des Weiteren könne der Mindestpreis Investitionskosten reduzieren, da eine geringere Volatilität der Energiepreise zu niedrigeren Finanzierungskosten führe.

Der Studie nach kurbelt also der Mindestpreis die Energiewende an: Er ermöglicht es, mehr Projekte für erneuerbare Energien mit weniger finanzieller Unterstützung zu realisieren und könnte somit den Kohle-Ausstieg beschleunigen. Auch durch einen gleichbleibenden durchschnittlichen Strompreis wirke sich der Mindestpreis aus, was die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrie gewährleistet.

Finanzierung neuer Projekte könnte einfacher werden

Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW: "Ein Mindestpreis für CO2-Emissionen unterstützt und beschleunigt die Dekarbonisierung, indem er die Menge an kohlebasierter Erzeugung schneller mindert und gleichzeitig den Wechsel von Kohle zu Gas erheblich schneller herbeiführt. Außerdem beschleunigt er den Ausbau der Erneuerbaren Energien, weil die Finanzierung von neuen Projekten abgesicherter und einfacher würde."

Auch die Windindustrie sieht in einem Mindestpreis neue Möglichkeiten. Martin Neubert, CEO von Ørsted Offshore: "Europa hat ein enormes Potenzial zur Erzeugung von Windenergie in der Nordsee. Eine CO2-Preisuntergrenze würde die Volatilität und Unsicherheit für jeden Investor verringern."

"Unternehmen sind unzufrieden mit der Politik"

Die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch begrüßt die Forderung der Konzerne. "Immer mehr Unternehmen sind unzufrieden mit einer Politik, die nicht die notwendigen klaren Vorgaben macht, um neue Geschäftsmodelle und das Erreichen der Klimaziele zu ermöglichen", bemängelt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Ohne CO2-Mindestpreis und Energiesteuerreform droht Deutschland weiter seine Klimaziele zu verfehlen. Zudem blockiert dieser Stillstand notwendige Fortschritte in der EU und der G20", erklärt er die Notwendigkeit. Am Mittwoch (28.November) will die Europäische Kommission neue Vorschläge für das 2050-Klimaziel der EU vorlegen. (hol)