Deutschland

Klimagasemissionen steigen weiter

Verkehrte Welt: Deutschland schafft es das zweite Jahr hineinander nicht, die Klimagasemissionen zu drosseln. Das Reduktionsziel für 2020 werde verfehlt, konstatiert das Umweltbundesamt.
23.01.2018

Die Treibhausgasemissionen in Deutschland zwischen 1990 und 2016 in Mio. Tonnen CO2-Äquivalent

Das Umweltbundesamt (UBA) hat die Berechnungen für die Klimagasemissionen des Jahres 2016 veröffentlicht: Demnach wurden 2016 in Deutschland insgesamt 909,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das sind 2,6 Mio. Tonnen mehr als 2015 und die zweite Steigerung in Folge. Der Bericht wurde an die Europäische Kommission geschickt.

2016 hat Deutschland seine Emissionen nur um 27,3 Prozent gegenüber 1990 senken können; ursprünglich hatte die Bundesregierung für 2020 eine Minderung von 40 Prozent angestrebt. Diese Marke werde voraussichtlich deutlich verfehlt, konstatiert die Behörde.

Emissionen im Verkehr steigen weiter

Die Emissionen des Verkehrs sind erneut angestiegen und liegen mit 166,8 Mio. Tonnen wieder oberhalb der Emissionen des Jahres 1990. Den größten Anteil mit 96 Prozent daran habe der Straßenverkehr, dessen Emissionen um 3,7 Millionen Tonnen angestiegen sind. Als Grund sieht das UBA die Verlagerung von Gütern von der Schiene auf die Straße. Auch bleibe der Trend zu immer größeren und schwereren Autos ungebrochen.

„Wir brauchen ein Umsteuern im Verkehr“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Laut Klimaschutzplan der Bundesregierung sollen bis 2030 die Emissionen des Verkehrs um rund 70 Mio. Tonnen sinken. Das könne gelingen, wenn Autos sparsamer werden und eine Quote für Elektroautos eingeführt werde. „Der gesetzliche Rahmen stimmt nicht“, betonte die Präsidentin. Das UBA empfiehlt der EU vor allem, bei Autoneuzulassungen ab 2025 nicht mehr als 75 Gramm/CO2 pro Kilometer im Schnitt der Flotte zu erlauben.

Kohleverstromung eindämmen

Die größten CO2-Minderungen erfolgten laut UBA mit 4,6 Mio. Tonnen in der Energiewirtschaft. Der Energiesektor mache mit 332,1 Milo. Tonnen im Jahr aber immer noch den Großteil der Emissionen aus (36,5 Prozent). „Wenn wir im Klimaschutz schnell etwas erreichen wollen, dann müssen wir uns um die Kohleverstromung kümmern“, erläuterte Krautzberger. Sinnvoll sei, fünf GW der ältesten Braunkohlekraftwerke stillzulegen. Braun- und Steinkohlekraftwerke, die älter als 20 Jahre sind, sollten nur noch maximal 4000 Volllaststunden pro Jahr laufen.

Die Emissionen aus der Wärmeversorgung von Gebäuden kletterten witterungsbedingt gegenüber 2015 wieder um 3,6 Mio. Tonnen, da mehr Energie für das Heizen verwendet wurde. Krautzberger: „Bei den Gebäuden gibt es ein enormes Einsparpotential.“

Geringerer Einsatz von Dünger

In der Landwirtschaft sanken 2016 die Emissionen leicht gegenüber dem Vorjahr auf 65,2 Mio. Tonnen; ausschlaggebend ist ein geringerer Einsatz von mineralischen Düngern. Dagegen sind die Emissionen in der Industrie leicht um 1,4 Prozent angestiegen, insbesondere durch die Zunahme in der Metallindustrie.

Mit 88,2 Prozent dominierte auch 2016 Kohlendioxid (CO2) die Treibhausgasemissionen – größtenteils aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Die übrigen Emissionen verteilen sich auf Methan (CH4) mit 6 Prozent und Lachgas (N2O) mit 4,2 Prozent. Gegenüber 1990 sanken die Emissionen von Kohlendioxid um 23,9 Prozent, Methan um 54,4 Prozent und Lachgas um 41,1 Prozent. (al)