Deutschland

Kommunen müssen Smart-City-Strategie zur Chefsache machen

Städte, die keine passende Smart-City-Strategie verfolgen und die Chancen für Vernetzung und Innovationen brachliegen lassen, könnten schon in naher Zukunft an Attraktivität verlieren, heißt es warnend in einer Studie.
05.10.2018

Der zentrale Leitgedanke bei der Entwicklung von Smart Cities: die Bürger mit Nutzerfreundlichkeit und unmittelbar erkennbaren Mehrwerten zu überzeugen.

In einem gemeinsamen Thinktank-Themendossier "Smart Cities: Jahrhundertchance oder digitaler Irrweg" hat ein Expertenteam aus dem Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) die Chancen der Digitalisierung für Kommunen untersucht. Die Unternehmensberater plädieren dafür, die Entwicklung einer Smart City unbedingt zur Chefsache zu machen. Der Erfolg werde sich nur einstellen, wenn die Verwaltungsspitze Idee, Strategie und Initiativen mit hoher Präferenz vertritt, vorantreibt und kommunale Infrastrukturfelder – zum Beispiel mit den Sektoren Energie, Verkehr, Umwelt, Entsorgung oder Wohnen – koppelt. 

Nach Einschätzung der BDU-Experten müssen hierfür alle städtischen Sektoren sowie alle öffentlichen und privaten Leistungsanbieter des kommunalen Systems durchgängig vernetzt sein. Wichtige Voraussetzung bei der Weiterentwicklung der Smart-City-Initiative sei dabei eine zentrale, gemeinsame Datenebene. Damit solle gewährleistet sein, dass die Betriebsdaten der Systempartner, zum Beispiel für Analyse- und Steuerungszwecke, umfassend genutzt werden können.

Bei Datensicherheit mehr Vertrauen in Kommunen

Wichtig dabei sei, dass Hoheit und Verantwortung über die Datenerfassung, -nutzung und - verwendung in den Händen der Kommunen liegen. "Bürger haben bei Datensicherheit mehr Vertrauen in Kommunen als in Industriekonzerne – dieser Vertrauensvorsprung ist eine echte Chance", so die Berater.

Der zentrale Leitgedanke bei der Entwicklung von Smart Cities müsse darin liegen, die Bürger mit ausgeprägter Nutzerfreundlichkeit und unmittelbar erkennbaren Mehrwerten zu überzeugen. Die starke Bürgerorientierung führe zwangsläufig dazu, tradierte Kompetenz- und Handlungsfelder in Frage zu stellen und neue Schwerpunkte zu setzen. Der Verbesserung der Verkehrssituation falle dabei eine tragende Rolle zu.

Weitergabe oder Verkauf der Daten "äußerst sorgfältig prüfen"

„Die Städte übernehmen eine stärkere Ordnungsfunktion und stellen den Handlungsrahmen für das Mobilitätssystem zur Verfügung“, heißt es. Der Vorteil: Alle Leistungsangebote öffentlicher und privater Anbieter könnten mit einer (App-) Anwendung in Anspruch genommen werden und die Stadt bestimme einheitliche Spielregeln und die zu erfüllenden Qualitätskriterien durch die Systempartner.

Dazu gehöre auch die Nutzung der Mobilitätsdaten durch die Anbieter (Bus, Bahn, Car Sharing, Bike Sharing, Ride Sharing, On Demand Shuttles). Eine Weitergabe oder gar der Verkauf der Daten an Dritte müsse äußerst sorgfältig geprüft werden, damit der diesbezügliche Vertrauensvorschuss der Kommunen nicht aufs Spiel gesetzt wird. 

Verknüpfte Angebote bei Energie und Wohnen

Neben den nutzerorientierten Mobilitätslösungen spielten zudem verknüpfte Angebote bei Energie und Wohnen eine besondere Rolle. Vor dem Hintergrund von Energiewende, Umbau des Erzeugungs-Mix sowie technologischen Innovationen böten sich neue Bürgerangebote und Geschäftsmodelle für die Anbieter im Zusammenspiel von Energie- und Wohnungswirtschaft an. Smart Home-Lösungen in der kommunalen Wohnungswirtschaft, der gemeinsame Aufbau und Betrieb einer Ladesäuleninfrastruktur oder die dezentrale Energieerzeugung und Mieterstrommodelle seien nur einige Beispiele. (hil)