Deutschland

Ökostrom-Anteil klettert auf 38 Prozent

Viel Wind und viel Sonne haben die Erneuerbaren-Produktion im laufenden Jahr bisher beflügelt. In den Sektoren Wärme und Verkehr geht es nicht voran.
02.11.2018

Windkraftanlagen an Land lieferten von Januar bis September fast 63 Milliarden Kilowattstunden Strom - über 13 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2017.

Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch ist in den ersten drei Quartalen dieses Jahres auf 38 Prozent gestiegen. Damit lag er um drei Prozentpunkte höher als im Vorjahreszeitraum, wie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) errechnet haben. Im Januar, April und Mai erreichten die Erneuerbaren demnach sogar bis zu 43 Prozent, weil viel Wind wehte und die Sonne viel schien. Wenn das vierte Quartal durchschnittlich windig werde, könne der Öko-Anteil am deutschen Strommix fürs Gesamtjahr 2018 bei knapp 38 Prozent liegen.

Von Januar bis Ende September wurden den Angaben zufolge insgesamt fast 170 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt, im Vorjahreszeitraum waren es 155,5 Milliarden. Den größten Anteil lieferten Windkraftanlagen an Land mit fast 63 Milliarden, das waren mehr als 13 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2017. Solaranlagen legten um fast 16 Prozent zu und produzierten mehr als 41 Milliarden Kilowattstunden.

Erzeugung aus Erdgas geht um acht Prozent zurück

Es folgen Biomasse (34 Milliarden kWh) und Wasserkraft (13 Milliarden kWh), die wegen der langen Dürre aber fast 10 Prozent weniger Strom lieferte als im Vorjahreszeitraum. Offshore-Windanlagen auf dem Wasser trugen rund 13 Milliarden Kilowattstunden zur Stromerzeugung bei.

Damit erreichten die Erneuerbaren den Angaben zufolge fast die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle, die bei rund 172 Milliarden Kilowattstunden lag - das waren sieben Prozent weniger als im Vorjahr, wie ZSW und BDEW mitteilten. Auch Erdgas verzeichnete demnach einen Rückgang von fast acht Prozent auf rund 59 Milliarden Kilowattstunden.

"Adäquate" Bedingungen für Stromspeicher nötig

"Die Erneuerbaren sind ganz klar auf der Überholspur, während der Beitrag der konventionellen Energieträger zur Deckung des Bruttostromverbrauchs kontinuierlich zurückgeht", sagte BDEW-Chef Stefan Kapferer. Es sei trotzdem noch "ein ganzes Stück Arbeit", das von der Bundesregierung angepeilte Ziel von 65 Prozent Ökostrom bis 2030 zu erreichen. Wichtig sei, für Windräder an Land ausreichend Fläche zur Verfügung zu stellen und alles dafür zu tun, die großen Stromleitungen vom Norden in den Süden Deutschlands voranzubringen. Außerdem brauche es "adäquate Rahmenbedingungen für den Betrieb von Stromspeichern", forderte er.

"Die Zunahme der regenerativen Stromerzeugung bietet grundsätzlich Anlass zur Freude", kommentierte ZSW-Vorstand Frithjof Staiß die Zahlen für die ersten drei Quartale 2018. "Sorgen bereiten allerdings die Sektoren Wärme und Verkehr. Hier müssen wir endlich zu spürbaren Fortschritten kommen." Sollte Deutschland seine EU-Ziele in diesen Bereichen verfehlen, drohten Strafzahlungen in Milliardenhöhe.

Grüne: Energiewende "an allen Ecken und Enden blockiert"

Der aktuelle Ökostromanteil dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Bundesregierung die Energiewende "an allen Ecken und Enden blockiert", erklärte Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik bei den Grünen. So würden die Zusatzausschreibungen bei der Windenergie immer weiter hinausgezögert. Daher stehe dort in den nächsten beiden Jahren ein massiver Einbruch bevor. Kaum ziehe der Solarstrom-Markt nach Jahren der Flaute wieder an, wolle die Bundesregierung die Marktprämie für viele Anlagen massiv kürzen, kritisierte die Grünen-Politikerin mit Blick auf den Referentenentwurf für das Energiesammelgesetz weiter. Die positive Entwicklung drohe dadurch wieder abgewürgt zu werden. (dpa/hil)