Deutschland

Studie: 1,8 Billionen Euro nötig für annähernde Klimaneutralität

Die Kosten für die Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 Prozent betragen jährlich rund 2,8 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts. Das Forschungszentrum Jülich spricht in seiner aktuellen Studie von einem verträglichen Niveau.
31.10.2019

Kostentreiber bei der Erreichung der Klimaziele sind laut der Studie des Forschungszentrums Jülich vor allem die Entwicklung und der Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe.

Investitionen von mehr als 1,8 Billionen Euro sind einer Studie zufolge notwendig, um Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2050 um 95 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Kostentreiber seien dabei besonders die Entwicklung und der Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe. Dies geht aus einer Analyse des Forschungszentrums Jülich hervor, die die Forscher am Donnerstag (31. Oktober) in Berlin vorstellten.

Dafür berechneten sie die Bedingungen für zwei verschiedene Szenarien, bei denen der Treibhausgasausstoß innerhalb der nächsten 30 Jahre um 80 beziehungsweise um 95 Prozent reduziert werden soll. Die aufs Jahr umgelegten Kosten hätten mit Blick auf das 95-Prozent-Ziel einen jährlichen Anteil von 2,8 Prozent am Brutto-Inlandsprodukt – ein aus Forschersicht verträgliches Niveau.

Als wichtigen Energieträger für das Erreichen der Ziele betont die Studie Wasserstoff, der als Grundstoff etwa für synthetische Kraftstoffe notwendig ist. Weil dieser über elektrische Verfahren gewonnen wird, wächst der Strombedarf vor allem in der Industrie laut Studie in beiden Szenarien enorm. Für den 95-Prozent-Weg schätzen die Autoren den Bedarf insgesamt auf 1008 Terawattstunden im Jahr 2050. Das entspreche einem Anstieg von mehr als 80 Prozent gemessen am heutigen Stromverbrauch.

Dafür brauche es im Jahr 2050 eine Kraftwerkskapazität von 471 Gigawatt (GW). "Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren rund 118 GW erneuerbare Stromerzeugungskapazität installiert." Folglich müssten jährlich im Schnitt rund 11,5 Gigawatt installiert werden. Bislang sei in den Jahren 1995 bis 2017 ein durchschnittlicher Zubau von 8 GW pro Jahr realisiert worden.

Die Forscher betonen, dass das 95-Prozent-Ziel nicht erreicht werden kann, wenn Politik und Wirtschaft nur Maßnahmen mit Blick auf das 80-Prozent-Szenario ergreifen. Dafür käme nach wie vor ein großer Anteil Erdgas als Energieträger in Frage, sagte Studien-Co-Autor Detlef Stolten. Das wäre mit dem 95-Prozent-Szenario nicht vereinbar.

Tatsächlich hat die Bundesregierung angekündigt, bis 2050 in Deutschland klimaneutral sein zu wollen, meint damit aber eine Reduktion der Treibhausgasemissionen nahe der 95 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990. (dpa/hoe)