Deutschland

Studie: Trotz Kohleausstiegs sinkende Börsenstrompreise

Agora Energiewende ließ für den Fall einer deutlichen Reduzierung der Kohleverstromung bis 2030 die Börsenstrompreise modellieren: Das Ergebnis: Die Preise sinken statt zu steigen. Gerade Unternehmen der energieintensiven Industrie gingen für diesen Fall von steigenden Preisen aus.
01.10.2018

Kraftwerke gehören mit zu den großen Emittenten von Treibhausgasen.

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart kämpft für den Erhalt der Braunkohlekraftwerke im Rheinischen Revier – schließlich sind die Meiler seiner Meinung nach Garanten für einen niedrigen Strompreis, den gerade die energieintensiven Betriebe des Landes dringend brauchen – wollen sie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Dass die Strompreise nach Wegfall der Braunkohlekraftwerke überhaupt nicht steigen werden, hat nun das Beratungsunternehmen Agora Energiewende im Rahmen einer Studie ermittelt.

Eine Verringerung der Kohleverstromung um zwei Drittel bis 2030 wird sich – bei gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Energien auf 65 Prozent – kaum auf die Strompreise auswirken, lautete das wichtigste Ergebnis der Modellierung. Demnach werden die Börsenstrompreise zwar um durchschnittlich 0,4 Cent je kWh steigen durch den Wegfall der Kohlekraftwerke. Gleichzeitig erreichen die CO2-Emissionen ein Niveau, das nötig ist, um die Klimaschutzziel 2030 für den Energie- und Industriesektor zu erreichen. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien falle jedoch der mittlere Börsenstrompreis umgekehrt um 0,8 Cent je kWh. Unter dem Strich werden die Börsenstrompreise daher im Mittel um 0,4 Cent im Vergleich zu einer Entwicklung ohne Kohleausstieg und ohne zusätzlichen Erneuerbaren-Energien-Ausbau zurückgehen, so die Conclusio der Modellierung durch Aurora Energy Research.

Energieintensive Industrie wird profitieren

„Die energieintensive Industrie würde besonders von der Kombination der beiden Maßnahmen profitieren“, sagt Frank Peter, stellvertretender Direktor von Agora Energiewende. Voraussetzung sei aber, dass die energieintensive Industrie nach 2020 weiterhin von der Zahlung zur EEG-Umlage befreit bliebe. Diese Frage müsse aber noch separat geklärt werden.

Normale Stromverbraucher werden wegen des beschleunigten Ausbaus erneuerbarer Energien zwar eine um 0,5 Cent pro kWh höhere EEG-Umlage zahlen müssen. „Diese wird durch die sinkenden Preise an der Strombörse jedoch weitgehend kompensiert, so dass sich die Strompreise für private und gewerbliche Verbraucher nur wenig ändern dürften“, sagt Peter.

CO2-Emissionen sinken deutlich

Zur CO2-Bilanz: Eine Reduzierung der Leistung der deutschen Kohlekraftwerke von heute 46 GW auf 16 GW bei gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Energien auf 65 Prozent werde dazu führen, dass der Stromsektor im Jahr 2030 noch 186 Mio. Tonnen CO2 emittiert, heißt es bei Agora Energiewende. Dies liege am oberen Limit des Zielkorridors für die Treibhausgasemissionen des Stromsektors. Derzeit stoßen die deutschen Kraftwerke jährlich 332 Mio. Tonnen CO2 aus. (al)