Deutschland

Umweltbundesamt: 65 deutsche Städte liegen über NO2-Grenzwert

Nun ist es amtlich: Deutschland hat ein Abgas-Problem: Nach wie vor führt München die Liste der stickigsten Städte an.
31.05.2018

Es ist möglich: Während 2016 noch 90 Städte den NO2-Grenzwert überschritten haben, waren es nach der finalen Auswertung der Messdaten von 2017 „nur“ noch 65 Städte. Das gab das Umweltbundesamt am Donnerstag bekannt.

Erlaubt sind nach EU-Richtlinie 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/cbm) im Jahresmittel. Mit 78 µg/cbm ist München wie im Vorjahr der absolute Spitzenreiter in Sachen Luftverschmutzung. Dicht hinter der bayerischen Landeshauptstadt liegen Stuttgart mit 73 µg/cbm und Köln mit 62 µg/cbm. Remscheid hingegen tauchte bei einer vorläufigen Auswertung im Februar dieses Jahres in der Liste der überbelasteten Städte auf, hält aber nun den Grenzwert ein.

DUH macht Druck bei Kieler Fahrverboten

Besonders drastische Überschreitungen wurden in 15 Städten gemessen. Darunter Düren, Reutlingen, Düsseldorf, Kiel und Hamburg. Während Hamburg nun seit Donnerstag die ersten Fahrverboten in die Praxis umsetzt, hadert Kiel noch. Dabei liegt die Hansestadt auf Platz neun der luftverschmutzten Städte. Der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck (Grüne) fordert zwar ein Fahrverbot für den Theodor-Heuss-Ring in der Innenstadt; für die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist das aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch fordert: „Die schmutzigen Fahrzeuge müssen ausgesperrt werden.“ Notfalls wolle der Verband vor Gericht für bessere Luft sorgen. Habecks Ankündigung, dass es bis zur Verabschiedung von Fahrverboten mehrere Monate dauern werde, stieß bei Resch auf Unverständnis. Das sei Verzögerungstaktik. Das Diesel-Fahrverbot in Hamburg zeige, dass dies rechtlich möglich sei. „Wir haben genügend Gutachten“, so der DUH-Cef weiter. Der Minister dürfe sich „keinen schlanken Fuß machen.“

12 000 Diesel wären in Kiel betroffen

Habeck wies die Kritik der DUH zurück. "Dem einen geht es zu schnell, dem anderen zu langsam", sagte der Grünen-Politiker. "Mir geht es um die Anwohner am Theodor-Heuss-Ring, für die gute Lösungen gefunden werden müssen." Dafür habe er mit seinem am Dienstag vorgestellten Arbeitspapier einen ersten Aufschlag gemacht.

Bei dem von Habeck angekündigten Luftreinhalteplan soll es keine Fahrverbote für Lastwagen auf der wichtigen Verkehrsachse in Kiel geben. Das geplante Fahrverbot für Diesel-Personenkraftwagen, die nicht die Abgasnorm Euro-6 erfüllen, beträfe rund 12 000 Autos täglich und sorgte in Kiel für Unmut. Lehnt die Stadt ein Verbot ab, müsste der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr entscheiden. Möglich sind Fahrverbote zur Verbesserung der Luftqualität, weil das Bundesverwaltungsgericht diese in Städten für grundsätzlich zulässig erklärt hat. (dpa/ls)