Deutschland

Was Städte gegen Klimafolgen tun – Wassertankstellen und Straßengrün

Im vergangenen Sommer dörrte die Trockenheit Stadtparks aus, Starkregen setzte Straßen unter Wasser. Die Städte haben noch immer mit den Folgen zu kämpfen – und müssen sich gleichzeitig für kommende Wetterextreme wappnen.
20.06.2019

Bäume, Pflanzen und Böden sind noch vom vergangenen Rekordsommer ausgezehrt, schon folgen die nächsten Hitzewellen.

Durstige Bäume und überflutete Straßen nach heftigen Regenfällen – das sind nur zwei Folgen des Klimawandels, auf die sich die Kommunen einstellen müssen. Nach dem Hitzesommer 2018 mit Trockenheit und schweren Unwettern rüsten sich die Städte und Gemeinden für eine mögliche Wiederholung der Wetterkapriolen in diesem Jahr – und weit darüber hinaus. Denn es geht überall auch um langfristige Anpassungsstrategien.

"Das Thema ist in den Kommunen omnipräsent", sagte Florian Christopher Weber, Justiziar beim Hessischen Städte- und Gemeindebund (HSGB). Schließlich spürten die Menschen sprichwörtlich vor ihrer Haustür die Klimafolgen unmittelbar. Einige Projekte seien zwar klein, könnten aber zusammengenommen einiges bewirken.

Wiesbaden wässert und renaturiert

Die Landeshauptstadt Wiesbaden habe in einzelnen zentralen Grünflächen automatisierte Bewässerungssysteme installiert, teilte das Dezernat für Umwelt, Grünflächen und Verkehr mit. In Staudenflächen werde eine Tröpfchenbewässerung eingerichtet, um nachhaltige Schäden zu verhindern. Zum Schutz vor den Folgen von Starkregen sollen im gesamten Stadtgebiet Bachläufe renaturiert werden. Die Stadt hat nach eigenen Angaben eine Arbeitsgruppe Starkregen eingerichtet, in der verschiedene Ämter Maßnahmen für die Stadtplanung entwickeln sollen.

Der Hitzesommer hatte in der Landeshauptstadt unter anderem zu sogenannten Trockenastbrüchen an Bäumen geführt. Einzelne Bäume hätten deswegen keine Blattknospen für das Folgejahr anlegen können, sagte ein Dezernatssprecher. Die Folge sei, dass Teile von Baumkronen oder ganze Bäume nicht mehr austreiben konnten. Auch die Schäden in einigen Grünflächen seien wegen des Wassermangels groß gewesen.

500.000 Euro zusätzlich im Haushalt

"Wir werden die Folgen des Hitzesommers auch nach Jahren noch spüren", sagte Bernd Roser, Abteilungsleiter im Grünflächenamt Frankfurt. Bei der Bewässerung von Bäumen seien die Mitarbeiter an Grenzen gestoßen, auch wenn die Freiwillige Feuerwehr und die städtische Entsorgungsfirma FES mit Tankfahrzeugen unterstützt hätten. Trotzdem machen sich an den Bäumen Schäden bemerkbar, die auf die Trockenheit zurückzuführen sind.

Hessens größte Stadt habe in einem ersten Schritt zusätzlich 500.000 Euro zur Finanzierung der Begrünung von Straßenzügen und Straßenbahntrassen in den Haushalt 2019 eingestellt, wie eine Sprecherin sagte. Mehr Stadtgrün gehöre zur langfristigen Strategie Frankfurts. Den Funktionen wie Abkühlung, Schatten und Luftreinhaltung müsse "durch die stets stärker spürbaren Klimafolgen ein immer höherer Stellenwert beigemessen werden". Gebündelt hat die Stadt ihre langfristigen Maßnahmen – auch zum Klimaschutz – in einem "Klimaplanatlas".

Bewässerungssäcke und neue Pflanzenarten

Die mittelhessische Uni-Stadt Giessen will mit neuen Pflanzen ihr städtisches Grün widerstandsfähiger machen. Schon vor 2018 habe man auf mehr Artenvielfalt gesetzt, berichtete Stadträtin Gerda Weigel-Greilich (Grüne). "Stauden und Blühflächen ertragen auch Trockenheit, natürlich in Grenzen, besser." Dass das nötig ist, zeigen die Folgen der Hitze 2018: Gießens kompletter Fichtenbestand sei "abgängig". Langfristige Klima-Maßnahmen hat Gießen in einem "Masterplan" gebündelt.

Auch die Stadt Kassel spürt noch die Dürre-Folgen: So ist laut dem Umwelt- und Gartenamt die Zahl der kranken Bäume sprunghaft gestiegen. An den 86.000 Bäumen mussten wegen Schäden 12.000 Eingriffe vorgenommen werden – in früheren Jahren waren es 8000. Kassel hatte als Reaktion auf die Trockenheit unter anderem Bewässerungssäcke getestet, die Jungbäume für bis zu zehn Stunden mit Wasser versorgten. Diese hätten sich bewährt und seien auch weiterhin im Einsatz, sagte ein Stadtsprecher.

Hitzetelefon eingerichtet

In Hanau sind ebenfalls die Bäume die Sorgenkinder. Im vergangenen Jahr gab es für sie Extra-Rationen Wasser, sogar die Bevölkerung wurde aufgerufen, beim Gießen mitzuhelfen. Doch die Bäume leiden noch immer und es wird weiterhin vermehrt gegossen, wie die Stadt mitteilte. Für die Bevölkerung soll es in diesem Jahr ein Hitzetelefon geben, auch eine Broschüre mit Verhaltenstipps ist geplant. Ein Thema sei dabei die Trinkwasserversorgung während einer längeren Hitzephase. Es gebe bereits mehr als 40 Nachfüll-Stationen zur kostenlosen Leitungswasserversorgung im Stadtgebiet. (dpa/ls)