Deutschland

BDEW: "Der Kohleausstieg läuft"

Die zweite Ausschreibungsrunde zeige, dass das wettbewerbliche System funktioniert. Anlass zur Kritik bietet sich dennoch:
06.04.2021

Die zweite Ausschreibungsrunde zur Stilllegung von Steinkohlekraftwerken zeigte laut BDEW, dass der Wettbewerbsdruck ausreichend hoch war.

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat Ende vergangener Woche die Zuschläge für die zweite Ausschreibungsrunde zur Stilllegung von Steinkohlekraftwerken in einem Umfang von rund 1,5 GW erteilt. Die ausgeschriebene Kapazität wurde leicht überschritten, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mitteilt.

Demnach war die Ausschreibungsrunde deutlich überzeichnet, was nach Angaben des Branchenverbandes auf einen hohen Wettbewerb hindeutet. Die bezuschlagten Steinkohleblöcke haben eine Leistung zwischen 67 MW und 757 MW, die Gebotswerte reichen von 0 bis 59.000 Euro pro MW.

BDEW: Hoher Netzfaktor benachteiligt süddeutsche Anlagen

Die deutliche Überzeichnung auch der zweiten Runde zeige die Effizienz und Wirksamkeit des Ausschreibungssystems, sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae. Gleichzeitig blieben auch Kritikpunkte bestehen. So habe der hohe Netzfaktor eine Bezuschlagung süddeutscher Anlagen in der zweiten Runde verhindert.

Somit mache dies die Benachteiligung dieser Anlagen im Ausschreibungssystem deutlich. "Sehr kritisch sehen wir auch, dass es grundsätzlich möglich bleibt, Kraftwerke per Ordnungsrecht entschädigungsfrei stillzulegen", so Andreae.

Notwendigkeit der 2027er-Ausschreibungsrunde

Durch den hohen Wettbewerbsdruck gebe es keine Notwendigkeit für die im Zuge der aktuesllen EnWG-Novelle vorgesehene Streichung der 2027er-Ausschreibungsrunde. Für das Zieljahr 2027 stünden noch rund 9,2 GW Steinkohle-Kapazitäten für die achte Ausschreibungsrunde zur Verfügung. "Die beihilferechtliche Genehmigung der EU-Kommission trifft keine Aussage über die 2027er-Ausschreibungsrunde", so der Verband.

Damit die Energiewende erfolgreich fortgesetzt werden kann, komme es vor allem darauf an, dass die Politik parallel zum Ausstieg aus der Kohleverstromung den Einstieg in den Bau von notwendigen Ersatzkapazitäten möglich macht, heißt es.

Einstieg in Wasserstoff forcieren

Insbesondere der Ausbau der Erneuerbaren Energien und von Gas-KWK-Ersatzbauten müsse beschleunigt und der entschlossene Einstieg in eine Wasserstoffwirtschaft forciert werden. Klimaneutraler Wasserstoff soll im Jahr 2050 100 Prozent des Brennstoffes der Residualkraftwerke ausmachen.

Hierfür müssen die Emissionsgrenzwerte der Taxonomie-Verordnung die in den kommenden Jahren erforderlichen Investitionen in neue H2-ready Gaskraftwerke auf Basis von Erdgas jedoch zulassen. Sukzessive wird das Erdgas auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050 durch klimaneutrale Gase ersetzt. (jk)