Deutschland

Dena-Chef prognostiziert deutliche Beschleunigung des Kohleausstiegs

Angesichts der laufenden Debatten dürfe aber das Vertrauen in den betroffenen Regionen nicht verspielt werden, warnt Andreas Kuhlmann. Das sei aber nicht die einzige große Herausforderung.
20.08.2021

Dena-Chef Andreas Kuhlmann rechnet mit einer Beschleunigung des Kohleausstiegs. Deshalb müssten die Anstrengungen beim Strukturwandel in den betroffenen Kohleregionen verstärkt werden, fordert er.

Dena-Geschäftsführer Andreas Kuhlmann geht davon aus, dass der Kohleausstieg deutlich schneller vollzogen wird als noch vor gut zwei Jahren im Rahmen des von der Kohlekommission beschlossenen Kohlekompromisses vereinbart wurde. Angesichts der laufenden Diskussion über eine noch schnellere Beendigung der Kohleverstromung warnte er aber davor, das mit Hilfe eines breiten gesellschaftlichen Diskurses und Konsenses aufgebaute Vertrauen nicht aufs Spiel zu setzen. Andernfalls könnte die Akzeptanz für die Energiewende insgesamt und speziell in den vom Struktuwandel betroffenen Regionen, aber auch darüber hinaus verloren gehen.

Kuhlmann sieht mehrere Anzeichen für einen sich beschleunigenden Kohleausstieg. Darauf deuteten zum einen die Entwicklungen im Europäischen Emissionshandel (ETS) hin. Zum anderen sei der Betrieb von Kohlekraftwerken an eine gewisse Grundauslastung gebunden.
 

"Auch betriebswirtschaftliche Erwägungen werden den Ausstieg beschleunigen"

„Es werden am Ende also auch betriebswirtschaftliche Erwägungen der Kraftwerksbetreiber sein, die den Ausstieg aus der Kohleverstromung beschleunigen werden“, so Kuhlmann. Das Entscheidende dabei sei allerdings nicht wann genau die letzte Kapazität aus dem Markt gehe, sondern wann die produzierten Mengen an Kohlestrom gegen null tendierten.

Diese erwartbare Marktdynamik sei auch dringend erforderlich für die Erreichung der vor kurzem noch einmal gesteigerten Klimaziele. Es zeichne sich ab, dass die im Klimaschutzgesetz (KSG) vorgesehen Jahresziele in den jeweiligen Sektoren zumindest in den kommenden Jahren nicht eingehalten werden könnten..

Der sich abzeichnende Trend einer schneller sinkenden Kohleverstromung und einer frühzeitigeren Stilllegung von Kraftwerken bringe hohe Anforderungen an die energiewirtschaftlichen Akteure und die Politik mit sich. Dabei geht es insbesondere um Fragen einer ausreichend gesicherten Kraftwerksleistung, der Netzstabilität und der Integration ganz erheblich steigender Mengen an erneuerbarer Energien, „auch im Einklang mit unseren Nachbarn im europäischen Verbundnetz“, so der Dena-Chef weiter.

"Einstieg in Wasserstoffwirtschaft in betroffenen Kohleregionen verstärken"

Diese Entwicklung bedürfe einer sehr intensiven politischen Begleitung und eines besonders guten Managements. Unabhängig von der Debatte über ein politisch festgelegtes Datum für das Ende der Kohleverstromung in Deutschland. Außerdem müssten die Anstrengungen beim Strukturwandel in den betroffenen Kohleregionen verstärkt werden. „Konkrete Projekte in den Regionen müssen unbedingt weiter forciert, neue Perspektiven und Infrastrukturen geschaffen werden. Der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft und der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien kann dabei ein wichtiger Baustein sein." (hoe)