Deutschland

Eon warnt: Deutschland nicht H2-ready

Derzeit erreiche die Bundesregierung nur gut die Hälfte ihres Wasserstoff-Ziels für 2030. Demnach würden in diesem Jahr 50,5 Terawattstunden an Importen fehlen.
09.11.2022

Die Bundesregierung hinkt den Zielen bei der Erzeugung und beim Import von Wasserstoff hinterher, mahnt der Energieversorger Eon. (Symbolbild)

Deutschland verfehlt derzeit die Zielvorgaben für den Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft. So lautet das Ergebnis einer Analyse des Energieversorgers Eon. Diese beruht auf Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI).

Mit Blick auf das Jahr 2030 zeige sich, dass weder die inländische Erzeugungskapazität von grünem Wasserstoff ausreicht, noch der deutsche Importbedarf gedeckt werden könne. Außerdem mangelt es an der Infrastruktur, um Wasserstoff zu den Kunden zu bringen, heißt es.

Erzeugungsleistung von 5,6 GW

Werden alle bis zum Jahr 2030 geplanten Projekte zum Aufbau von Elektrolysekapazität berücksichtigt, ergibt sich demnach eine Erzeugungsleistung von 5,6 Gigawatt (GW). Das ist nur etwas mehr als die Hälfte der nationalen Erzeugungskapazität, die laut Bundesregierung bis 2030 erreicht werden soll. Wenn der Aufbau von nationaler Wasserstoffproduktion nicht schneller voranschreite, erhöhe sich der vorhandene Importbedarf noch weiter, so das Unternehmen.

Ausgehend von der dena-Leitstudie, die einen Wasserstoffbedarf von 66 Terawattstunden (TWh) bis 2030 zugrunde legt, beträgt die Importlücke derzeit demnach 50,5 TWh. Das entspricht etwa dem monatlichen Erdgasverbrauch in Deutschland im September 2022.

Wasserstoffnetze fehlen

Darüber hinaus fehle die Infrastruktur, um den Wasserstoff von den Grenzen des Landes – insbesondere den Häfen – bis zu den Kunden zu transportieren, die für ihre Umstellung auf grüne Technologien darauf angewiesen sind. Es gebe aktuell erst 417 Kilometer Wasserstoffnetze – das seien weniger als 0,1 Prozent des deutschen Gasnetzes.

"Der globale Wettbewerb um Investitionen in die Wasserstoffindustrie hat nun begonnen", sagt Patrick Lammers, Vorstand Eon. "Jetzt wird sich zeigen, ob der Aufbau dieses neuen Marktes bis 2030 gelingt. Unsere Wettbewerbsfähigkeit und das Gelingen des Wasserstoff-Hochlaufs sind davon abhängig, ob nun zügig die richtigen Weichen in Politik und Regulierung gestellt werden."

Förderumfeld unausgereift

So gebe es auf EU-Ebene etwa noch keine Definition von grünem Wasserstoff. Das hemme Investitionsentscheidungen. Auch der Vorschlag der EU-Kommission zur Entflechtung, das sogenannte Unbundling, würde es langfristig nicht erlauben, Erdgas- und Wasserstoff-Netze innerhalb eines Unternehmens zu führen, heißt es in der Analyse weiter. Damit würde den Gasnetzbetreibern der Anreiz fehlen, ihre Netze auf H2 umzurüsten.

Darüber hinaus kritisiert der Energiekonzern auch das unausgereifte Förderumfeld. So bedürfe es der Unterstützung bei den Betriebskosten, um Anlagenbetreiber dazu zu bewegen, auf grüne Alternativen umzustellen. Dazu müsse die für Windenergie und Photovoltaik geplante gesetzliche Einstufung als "von überragendem öffentlichem Interesse" auch für Wasserstoffprojekte gelten. Bislang gibt es nur eine bis Ende 2025 befristete Regelung. (jk)