Deutschland

Habeck geht nicht von Wiederinbetriebnahme von Nord Stream 1 aus

Der Bundeswirtschaftsminister hat Russland als Gaslieferant offenbar abgeschrieben. Der Kreml wiederum "bedauert" die Probleme bei Nord Stream und gibt Europa die Schuld.
06.09.2022

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet nicht damit, dass wieder Erdgas durch die Pipeline kommt.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellt sich darauf ein, dass Russland über die Pipeline Nord Stream 1 kein Gas mehr nach Europa liefern wird. «Es kommt noch ein bißchen Gas über die Ukraine-Pipeline, aber dass Nord Stream 1 wieder aufgemacht wird, gehört nicht zu den Szenarien, von denen ich ausgehe», sagte der Grünen-Politiker am Montagabend im ZDF-«heute journal».

Der russische Staatskonzern Gazprom hatte am Samstag nach einer planmäßigen Wartung der Turbine die Gaslieferungen nach Europa nicht wieder aufgenommen. Das Unternehmen begründete dies mit angeblich austretendem Öl aus der Maschine. Im Westen wurden Zweifel an dieser Version geäußert und ein politischer Hintergrund für den Lieferstopp vermutet.

Ein Sprecher von Siemens Energy sagte am Montag, bis auf Weiteres gelte die Einschätzung, dass der mitgeteilte Befund keinen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstelle. «Solche Leckagen beinträchtigen im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und können vor Ort abgedichtet werden», so der Sprecher. Auch in der Vergangenheit sei es wegen solcher Öllecks nicht zu einem Stillstand gekommen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow äußerte beharrt unterdessen darauf, dass eine Reparatur nötig ist.  «Wir wissen nicht, wie die Reparaturarbeiten durchgeführt werden sollen, weil die Sanktionen dies verhindern», sagte er am Dienstag beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Kreml konstatiere «mit Bedauern, dass die Verantwortung für die Situation voll und ganz bei den europäischen Staaten und den Staaten liegt, die Sanktionen gegen unser Land eingeführt haben».

Peskow sprach infolge des Ölaustritts einer Turbine von einer «potenziell gefährlichen Situation für den Betrieb». Aus diesem Grund könne die Turbine - und damit die Pipeline - ohne vorherige Reparaturarbeiten nicht wieder in Dienst gestellt werden. Gazprom bleibe aber ein zuverlässiger Gaslieferant. (dpa/amo)