Deutschland

Osterpaket: Booster für Solar, Blockade für Biogas und KWK

Die Branche ist zufrieden mit dem Osterpaket zumindest bei den Anpassungen für Solaranlagen, Repowering und Wasserkraft. Nachbesserungsbedarf besteht bei KWK und Biogas – vor allem mit Blick auf die Gaskriese.
07.07.2022

So ausgewogen werden die unterschiedlichen Energiewende-Technologien in der politischen Praxis nicht berücksichtigt, vor allem die Biogas hat durch das Osterpaket einen weiteren Dämpfer erlebt.

„Die heute beschlossenen Gesetze sind ein erster wichtiger Meilenstein für eine klimaneutralere und unabhängigere Energieversorgung“, resümiert VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing und spricht damit auch seinen Kolleg*innen anderer Energieverbände aus der Seele. Einig sind sich jedoch auch alle, dass es nach dem Oster- und Sommerpaket, ein Herbstpaket braucht, denn die Ziele der einzelnen Sektoren sind enorm.

Zur Zielerreichung beim Solarausbau muss der PV-Anteil an der heimischen Stromversorgung in den kommenden zehn Jahren von derzeit rund zehn Prozent auf nahezu 30 Prozent anwachsen. BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig hält dies für möglich, mahnt aber zugleich: „Diese richtigen und alternativlosen Ziele sind nur erreichbar, wenn Investitionsbarrieren jetzt konsequent eingerissen werden und schnell weitere Reformpakete folgen.“ Bei privaten Immobilienbesitzern und im Bereich großer Solarparks würde der BSW jetzt mit einem deutlichen Anziehen der Nachfrage rechnen, so Körnig weiter. Einige Zahnräder im Maschinenraum der Energiewende seien frisch geölt worden, wichtige Antriebsriemen fehlen jedoch weiterhin, um der Solarisierung die nötige Schubkraft zu verleihen.

Differenzverträge bekamen Absage

So müsste beispielsweise beim Mieterstrom nachgebessert werden. Die Verbesserungen  durch die Aufhebung der 100 kW-Grenze bei solchen Projekten würden hinter den Erwartungen zurückbleiben, mahnt der BDEW. Gleiches gilt für die Anpassungen im Windenergie-auf-See-Gesetz. Hier hätte sich die Branche die Einführung von Differenzverträgen zur Differenzierung von 0-Cent-Geboten gewünscht statt einer zweiten Gebotskomponente.

Als perspektivlos sieht der BEE die Zukunft von Biogas. Gerade die Bioenergie habe mit Blick auf sinkende russische Gasexporte aber eine zentrale Rolle für die Energieversorgung in Deutschland, so der Verband. Bei unterzeichneten Ausschreibungen der Erneuerbaren könne man nicht noch weitere Hürden und Zwischenschritte bei Genehmigungen und Flächen einziehen, betont BEE-Präsidentin Simone Peter.

Praxisferne Anforderungen an neue KWK-Anlagen

Auch die KWKG-Reform bleibe aus Sicht des VKU weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Sie sorge vor allem für praxisferne Anforderungen an neue KWK-Anlagen. Dabei sollte sie vielmehr den Weg für den Einsatz von Wasserstoff und Biomethan in KWK-Anlagen ebenen. „Wir brauchen dringend Anreize für den Bau neuer KWK-Anlagen, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien flankieren, entscheidend zur Versorgungsicherheit beitragen und die Dekarbonisierung der Wärmenetze vorantreiben“, plädiert Liebing.

Zufrieden geben sich die Branchenvertreter*innen hingegen mit der kurzfristigen Verlängerung der Förderung von kleinen Wasserkraftanlagen bis 500 kW. (lm)