Deutschland

Studie: Baden-Württemberg braucht mehr Erneuerbare

Die Erneuerbaren müssten deutlich stärker ausgebaut werden, um die EU-Klimaziele zu erreichen, da macht auch der Südwesten Deutschlands keine Ausnahme. Was sich konkret in den nächsten Jahren ändern muss, zeigt nun eine neue Studie auf.
12.05.2020

Wind und Sonne müssen im Südwesten stärker ausgebaut werden, damit die Pariser Klimaziele erreicht werden. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie.

Die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg hat eine Studie veröffentlicht, in der verschiedene Ausbauszenarien für Wind, Solar und Wasserkraft berücksichtigt werden, um das Treibhausgasminderungsziel der EU für 2030 bzw. 2050 zu erreichen. Neben einem deutlich stärkeren Zubau an EE-Anlagen, muss sich auch einiges im Wärmebereich tun und einmal mehr ist die Politik gefragt.

Bislang strebt die Landesregierung Baden-Württemberg eine Treibhausgasminderung von 42 Prozent im Jahr 2030 gegenüber 1990 an. Entsprechend der Pariser Klimaziele müsste laut Studienautoren jedoch mindestens eine Halbierung dieser Mengen erreicht werden. Möglich werden soll das durch den Zubau von 870 MW PV-Leistung pro Jahr sowie 325 MW an Windkraft.

Anteil der Wärmenetze an der Versorgung verdoppeln

Damit lägen die Zubauquoten höher als in den letzten zwei Jahren, zugleich aber weit hinter den jeweiligen Spitzenwerten zurückliegender Jahre, so Plattform-EE-Geschäftsführer Franz Pöter. Statt des bislang stark schwankenden Zubaus müsse es jetzt eine Verstetigung und Stabilisierung des Marktes geben. Auch bei den anteilig kleineren Erneuerbaren gelte es noch Potenziale zu heben, zum Beispiel bei der Wasserkraft durch Modernisierung alter Anlagen und Nutzung bereits bestehender Querverbauungen wie Wehre für die Wasserkraft. Insgesamt könnten so im Jahr 2030 22 GW  erneuerbare Energien im Stromsektor installiert sein.

Auch den Wärmesektor nimmt die Studie in den Fokus, denn hier wurden 2018 fast die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen im Baden-Württemberg erzeugt. Um das zu ändern, sollen der Anteil der Wärmenetze an der Wärmebereitstellung von derzeit 15 auf 30 Prozent erhöht werden. Der Neubau von bis zu zehn neuen Geothermieanlagen ist darin ebenso vorgesehen wie eine leichte Steigerung der Wärmeerzeugung durch Biomasse.

Genehmigungsverfahren beschleunigen

Im Bereich der Solarthermie soll sich die Kollektorfläche auf neun Mio. Quadratmeter verdoppeln, darunter vermehrt große Freiflächenanlagen, die in Wärmenetze einspeisen. Wo es keine netzgebundenen Alternativen gibt, kommen Wärmepumpen zum Einsatz, mit einem verstetigten Zubau von wie heute 25.000 Stück pro Jahr. Zusammen mit einer sinkenden Gesamtnachfrage nach Wärme (minus 20 Prozent bis 2030) durch Effizienzmaßnahmen könnte der Südwesten den Anteil erneuerbarer Energien auf 27 Prozent des Wärmeverbrauchs steigern.

Um die Ausbaupfade zu erreichen, fordert die Plattform EE BW auf landes- wie bundespolitischer Ebene eine Reihe von Änderungen. „Wir müssen Genehmigungsverfahren beschleunigen und vereinheitlichen, um Realisierungszeiträume für EE-Projekte wieder zu verkürzen. Außerdem müssen bestehende Ausbaugrenzen und Degressionsmechanismen im Rahmen der anstehenden EEG-Novelle beseitigt werden“, fordert Pöter. „Auch eine Solardachpflicht lohnt sich für das Klima – und die Hauseigentümer.“ Darüber hinaus bedarf die Ausschöpfung noch vorhandener Potenziale insbesondere in der Biomasse und Wasserkraft einer expliziten Unterstützung durch die Politik.

Grünen Wasserstoff stärken

Das bereits angekündigte Instrument der Wärmeleitplanung sollte für alle Kommunen verpflichtend sein, um so auch den Bau von Wärmenetzen voranzubringen und damit größere Projekte zum Beispiel der Geothermie oder der Solarthermie zu ermöglichen. Eine echte Sektorkopplung zwischen Strom, Wärme und Mobilität, die zum Beispiel durch den Aufbau von Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff auf den Weg gebracht werden kann, und ein angemessener CO₂-Preis bilden den weiteren Rahmen für einen ambitionierten Ausbau erneuerbarer Energien in Baden-Württemberg. (ls)