Deutschland

Thüringen will Wasserstofftechnologie vorantreiben

Eine Wasserstoffstrategie hat der Freistaat bereits im vergangenen Jahr vorgelegt. Nun soll es an die Umsetzung gehen - mithilfe einer Taskforce. Erstes größeres Projekt soll ein Wasserstoffzug sein, kündigte Umweltministerin Siegesmund an.
30.06.2020

Gibt sich entschlossen: Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund

Thüringen steigt stärker in Forschung und Anwendung von Wasserstofftechnologien ein. Erstes großes Projekt sei ein von Wasserstoff-Brennstoffzellen angetriebener Zug, der von Januar 2022 an durch das Schwarzatal im Kreis Saalfeld-Rudolstadt rollen soll, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) am Dienstag in Erfurt. Für die Realisierung, bei der Wasserstoff mit Ökostrom von Windrädern aus der Region erzeugt werden soll, seien insgesamt 20 Millionen Euro veranschlagt. Dafür liefen bereits die Vorarbeiten. "Wasserstoff hat in Thüringen großes Potenzial", so die Ministerin.

Die Anwendungsmöglichkeiten reichten von Wasserstoffbussen in Nordhausen über Bergbaugeräte in der ehemaligen Kali-Grube Sondershausen bis hin zur Wasserstofferzeugung in Sonneberg. Kompetenzen auf dem Gebiet gebe es auch in Ilmenau, Hermsdorf, in Erfurt, Weimar, Bad Langensalza und Apolda.

Markthochlauf organisieren

Nach Angaben von Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) gibt es bereits 15 Forschungsvorhaben zum Thema Wasserstoff, die von Bund, Land und EU mit 15 Millionen Euro gefördert würden. Tiefensee sprach vom Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Freistaat. «Entscheidend für den Durchbruch der Wasserstofftechnologie ist ein funktionierender Markt für entsprechende Produkte und Angebote.» Nötig seien regionale Kooperationen von Unternehmen.

Das Kabinett gab nach Angaben der Landesregierung grünes Licht für eine interministerielle Arbeitsgruppe, die weitere Einsatzgebiete für Wasserstofftechnologien vorantreiben und dabei die Möglichkeiten der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung und die finanziellen Fördermöglichkeiten nutzen soll. Der Taskforce gehörten Staatssekretäre verschiedener Ministerien an, so Siegesmund.

Ohne Gesetzesänderungen geht es nicht

Manche Fachleute würden in Wasserstoff bereits das «grüne Benzin» der Zukunft sehen, wenn er mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird. «Oberstes Ziel ist klimaneutrale Mobilität», so die Ministerin. E-Autos hätten auf kurzen Strecken Vorteile, wasserstoffbetriebene Fahrzeuge, auch Schwerlastfahrzeuge, auf langen Strecken. Zudem könnte Wasserstoff Strom aus Windrädern oder Solaranlagen speichern. Noch sei seine Herstellung jedoch teuer. Um gegenzusteuern seien auch Gesetzesänderungen durch den Bund nötig.

Die Bundesregierung sieht in ihrer Wasserstoffstrategie milliardenschwere Förderprogramme vor. Bis 2030 sollen in Deutschland Erzeugungsanlagen von bis zu fünf Gigawatt Gesamtleistung entstehen samt der dafür notwendigen zusätzlichen Ökostrom-Anlagen, vor allem Windräder auf See. (dpa/amo)