Deutschland

Umweltsteuern könnten bis zu 564 Mrd. Euro mobilisieren

Die Folgekosten für umwelt- und klimaschädliches Verhalten tragen alle: Ein Forschungsprojekt zeigt die Potenziale und konkreten Handlungsfelder von Lenkungssteuern auf.
03.06.2021

Umwelt- und klimaschädliches Verhalten verursacht mehrere Milliarden Euro an jährlichen Folgekosten. Wie hoch diese konkret sind und wie Umweltsteuern gegenlenken können, zeigt ein Forschungsprojekt auf.

Klimawandel, Luftverschmutzung, Überdüngung, Plastikmüll oder Staus verursachen jährlich Folgekosten für die Gesellschaft. Diese würden grob 13 bis 19 Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts entsprechen, schlüsseln die Wissenschaftler rund um das Kopernikus-Projekts Ariadne auf, teilt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) als Projektteilnehmer mit. "Wir haben so umfassend wie noch nie die externen Kosten des Wirtschaftens in Deutschland analysiert und kommen in einer ersten Synthese auf einen Schätzkorridor von 455 bis 671 Milliarden Euro", so Matthias Kalkuhl vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC, das Teil des Ariadne-Projekts ist.
 

Die Schäden könnten durch Umwelt- oder Lenkungssteuern den Verursachern zurückgegeben werden, fahren die Forscher im gleichen Zuge fort. Mit den zusätzlichen Einnahmen in der Größenordnung von 348 bis 564 Mrd. Euro können andere Steuern gesenkt werden, um Bürger zu entlasten und einen sozialen Ausgleich herzustellen.

Bis zu 71 Prozent des Steueraufkommens zusätzlich mobilisieren

"Durch eine konsequent auf Umweltschäden ausgerichtete Besteuerung könnte der Staat damit 44 – 71 Prozent des gesamten heutigen Steueraufkommens zusätzlich mobilisieren", ergänzt Christina Roolfs vom MCC. "Durch Steuersenkungen, direkte Rückerstattungen an die Menschen oder gezielte Transfers für besonders betroffene Haushalte hat die Politik viel Handlungsspielraum, um eine derartige Steuerreform sozial gerecht ausgestalten."

Vier konkrete Handlungsfelder

Vier konkrete Handlungsfelder werden von den Wissenschaftlern aufgezeigt: Erstens müssten CO2-Preise im Emissionshandel angehoben werden. Auch der Strompreis müsste eine höhere CO2-Bepreisung erhalten, um die klimaschädliche Stromerzeugung zu lenken. Drittens würde in der Landwirtschaft eine Einberechnung von Treibhausgasen und anderen Umweltschäden wie dem Stickstoffeintrag nachhaltige Produktionsmethoden stärken. Viertens würden Mautsysteme im Verkehr nach Wegfall der Mineralölsteuer eine Lenkungswirkung entfalten.
Diese könnten auch helfen, Staus in Ballungszentren und Städten zu reduzieren. Durch die Verwendung von Maut-Einnahmen für Infrastruktur, Nahverkehr und andere Steuerentlastungen, kann ein sozial ausgewogenes Gesamtpaket geschnürt werden. (gun)