Deutschland

Unwetter: Auswirkungen auf die Versorgungswirtschaft

In Rheinland-Pfalz und NRW sorgen Überschwemmungen für Stromausfälle, auch die Trinkwasserversorgung ist mancherorts gefährdet. Die bereits Hochwassererprobte SachsenEnergie bietet Unterstützung an.
15.07.2021

Nordrhein-Westfalen, Euskirchen: Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) lassen Schläuche in die Steinbachtalsperre hinab, um das Wasser abzupumpen. Der Damm der Talsperre droht einstürzen.

In der Eifel haben  Unwetter und Überschwemmungen zu einem großflächigen Stromausfall geführt. Wie eine Sprecherin des Netzbetreibers Westnetz sagte, seien in Rheinland-Pfalz besonders die Kreise Ahrweiler, Vulkaneifel, Mayen-Koblenz, Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg betroffen.

Dort stehen zahlreiche Ortsnetzstationen unter Wasser und hätten abgeschaltet werden müssen, wie Westnetz in Saffig mitteilte. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich seien vereinzelte Ortschaften ohne Strom. Mehr als 100 Kollegen der Westnetz in Rheinland-Pfalz seien im Dauereinsatz, um an den Orten, wo es möglich ist, die Stromversorgung wieder in Gang zu bringen, so die Sprecherin.


 
 

Region Aachen: Mehrere Ortschaften wegen Hochwasser ohne Strom

In der Region Aachen sind wegen des Hochwassers ebenfalls mehrere Ortschaften ohne Stromversorgung. «Zum aktuellen Zeitpunkt können wir noch nicht sagen, wann die Versorgung wieder hergestellt werden kann», teilte die Regionetz GmbH, der Netzbetreiber der Stadt Aachen, am Donnerstagvormittag mit. «Aufgrund der Überschwemmungen können die Kollegen der Regionetz keine Kellerräume betreten und somit auch keine einzelne Haushalte wieder an das Stromnetz anschließen.»

Betroffen seien vor allem Stolberg mit der Innenstadt und den Ortsteilen Vicht und Zweifall, die Eschweiler Innenstadt und der historische Ortskern von Kornelimünster in Aachen. Roetgen und der Stadtteil Rott seien zudem zurzeit nicht mit Gas versorgt. «Grund dafür ist die eingestürzte Brücke, die die Gasleitung beschädigt hat», teilte Regionetz weiter mit.

BEW Netze arbeitet die ganze Nacht

Auch die Netzttochter der Bergischen Energie- und Wasser-GmbH (BEW) musste am 14. Juli ab 17 Uhr in verschiedenen Bereichen in Wermelskirchen, Wipperfürth und Hückeswagen Sicherheitsabschaltungen vornehmen, da durch vollgelaufene Keller elektrische Anlagen unter Wasser standen. Auch zahlreiche Industriebetriebe entlang der Wupper und anderer Bachläufe sind betroffen, teilte der Versorger mit.
 
Der Bereitschaftsdienst der BEW Netze sei die ganze Nacht im Einsatz gewesen und habe „Hand in Hand“ mit der Feuerwehr und dem THW gearbeitet. Zurzeit sind weiterhin alle Kräfte dabei, entstandene Schäden zu beseitigen. Über Zuschaltungen von Stationen und Netzbereichen kann immer nur situationsabhängig vor Ort entschieden werden, die Sicherheit steht hier an erster Stelle.

Die BEW Hauptverwaltung im Sonnenweg, direkt am Gaulbach gelegen, ist selbst massiv vom Hochwasser betroffen und war daher bis Mittag nur über ihre Bereitschaftsnummer zu erreichen. Das gesamte Ausmaß der Schäden ist derzeit noch nicht erfasst, abzusehen ist aber jetzt schon, dass Reparatur- und Aufräumarbeiten voraussichtlich noch mehrere Wochen dauern werden.
 

Umspannwerk Kleineichen unter Beobachtung

Unter Beobachtung steht zur Zeit noch das Umspannwerk in Kleineichen. Derzeit kann noch nicht gesagt werden, ob der Damm des Beverteiches dem Druck standhält. Ein Dammbruch am Beverteich würde eine sofortige Abschaltung des Umspannwerkes im Kleineichenweg erforderlich machen. Davon wäre dann ganz Hückeswagen betroffen.
 
Das Wasserwerk Kleineichen wurde vorsorglich abgeschaltet. Das Trinkwasser wird derzeit vom Vorlieferanten Aggerverband bezogen.

Krankenhaus in Eschweiler wird evakuiert

Probleme mit dem Trinkwasser hatte auch das Krankenhaus in Eschweiler bei Aachen, das wegen des Hochwassers evakuiert wurde. Intensivpatienten würden per Rettungshubschrauber vom Dach abgeholt und in andere Kliniken gebracht, sagte eine Sprecherin der Städteregion am Donnerstag. Nach Angaben der ADAC-Luftrettung ist der Hubschrauber «Christoph Europa 1» aus Würselen im Einsatz. Die anderen der rund 300 Patienten sollen im Laufe des Tages in umliegende Krankenhäuser verlegt werden oder seien vorzeitig nach Hause entlassen worden, sagte die Sprecherin.

Im Krankenhaus sei – wie im Großteil der Innenstadt von Eschweiler – die Trinkwasser- und Stromversorgung ausgefallen. Nach Angaben der Sprecherin ist infolge des Starkregens eine Trinkwasserleitung gebrochen, die die Innenstadt versorgt. Die Einwohner wurden aufgerufen, auf unnötigen Wasserverbrauch durch Duschen oder Toilettenspülungen zu verzichten.

SachsenEnergie unterstützt betroffene Gebiete

SachsenEnergie hat indes über den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ein Hilfsangebot für benötigtes Material, Sandsäcke oder auch Technik gestartet, um die Versorgung der Menschen zu sichern. Parallel prüfen die Experten, welche konkreten Versorgungsanlagen auf kurzem Wege direkt in die betroffenen Gebiete geschickt werden können.
 
„Die Schäden und Auswirkungen des Unwetters in vielen Teilen Deutschlands sind verheerend. Fassungslos blicken wir auch aus Sachsen auf die dramatische Situation. Dabei werden Erinnerungen wach an die folgenschweren Hochwasser in Sachsen 2002 und 2013“, berichtet André Richter, der für SachsenEnergie den Hilfseinsatz koordiniert. „Wir haben damals viel Hilfe erhalten, jetzt ist es an der Zeit, dass wir euch solidarisch und pragmatisch unterstützen. Verantwortung übernehmen, wenn Hilfe gebraucht wird – das verbindet“, so Richter. (dpa/sg)