Deutschland

Verfassungsgericht: Klimaklagen in den Ländern ohne Erfolgsaussicht

Der Karlsruher Klima-Beschluss von 2021 hat Hoffnungen geweckt. Nach dem Bund wollten junge Klägerinnen und Kläger auch die Länder zu mehr Klimaschutz verpflichten. Aber so einfach ist es nicht.
01.02.2022

Das Bundesverfassungsgericht hat sich zu elf Verfassungsbeschwerden geäußert, mit denen die Bundeslänger verpflichtet werden sollten, mehr für den Klimaschutz zu tun. (Symbolbild)

Das Bundesverfassungsgericht verpflichtet einzelne Bundesländer nicht dazu, mehr für den Klimaschutz zu tun. Die Karlsruher Richterinnen und Richter nahmen elf Verfassungsbeschwerden vorwiegend junger Menschen - unter anderem aus Brandenburg - nicht zur Entscheidung an - diese hätten keine Aussicht auf Erfolg, teilten sie mit.

Die von der Deutschen Umwelthilfe unterstützten Klägerinnen und Kläger hatten die Länder zwingen wollen, ihre Klimaschutzgesetze zu verschärfen oder überhaupt welche zu erlassen.

Frage der Generationengerechtigkeit

Zu den Beschwerdeführern gehörte die Neuruppiner Schülerin Emma Kiehm, die sich für Fridays for Future einsetzt. Das Brandenburger Umweltministerium erarbeitet derzeit einen Klimaplan mit Maßnahmen für Land und Kommunen.

Motiviert waren die neuen Klagen durch den aufsehenerregenden Karlsruher Klima-Beschluss aus dem Frühjahr 2021. Damals hatte der Erste Senat festgeschrieben, dass Klimaschutz auch eine Frage der Generationengerechtigkeit ist - handelt die Politik beim Erreichen ihrer Klimaziele heute zu zögerlich, geht das auf Kosten der Freiheit junger Menschen, die sich dann später umso mehr einschränken müssen. Der Bund musste daraufhin sein Klimaschutzgesetz nachbessern.

Vorgaben fehlen auf Länderebene

Im Pariser Klimaschutzabkommen haben sich Deutschland und zahlreiche andere Staaten das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Daraus lassen sich bestimmte Mengen an Treibhausgasen ableiten, die noch ausgestoßen werden dürfen.

Auf Länderebene seien solche Vorgaben derzeit nicht erkennbar, heißt es in dem neuen Beschluss aus Karlsruhe. Dies sei allerdings Voraussetzung für eine Verfassungsbeschwerde.

Deutsche Umwelthilfe begrüßt Klarstellung

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte die "klarstellenden Hinweise". Das Gericht betone, dass die Klimaschutzziele des Bundes ohne Durchführungsmaßnahmen und eigene Gesetzgebung in den Ländern gar nicht zu erreichen wären. Die DUH forderte die Bundesregierung auf, "schnellstmöglich transparent festzulegen, welche Beiträge die Länder für die Einhaltung des Pariser Abkommens zu leisten haben".

Geklagt hatten Kinder und Jugendliche aus Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die elfte Verfassungsbeschwerde, die sich ebenfalls auf das NRW-Gesetz bezog, war von einer Einzelperson in Eigenregie eingereicht worden.

Konkrete Maßnahme sollen eingeklagt werden

Erst in der vergangenen Woche hatte die DUH eine neue Verfassungsbeschwerde junger Klägerinnen und Kläger vorgestellt, die auf eine weitere Verschärfung der deutschen Klimaschutzpolitik abzielt. (Die ZfK hatte berichtet.)

Die Nachbesserungen am Bundesgesetz seien nicht ausreichend, war die Begründung. Deshalb sollen jetzt konkrete Maßnahmen wie Tempolimits, eine wirksame Sanierung öffentlicher Gebäude und der stärkere Schutz von kohlenstoffspeichernden Ökosystemen eingeklagt werden. (dpa/jk)