EU-Taxonomie: Gasbranche warnt vor Versorgungslücken
Die Brancheninitiative Zukunft Gas kritisiert den aktuellen Entwurf für eine EU-Taxonomie als „kurzsichtig“. Die Europäische Kommission verfehle mit dem nun vorliegenden Regelwerk das Ziel, den Kontinent bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu versorgen, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Mit der EU-Taxonomie will die Kommission festlegen, welche Finanzprodukte zukünftig als nachhaltig gelten.
„Jedes Projekt der Energiewirtschaft steht und fällt mit der Finanzierung. Nachhaltige Investitionskriterien werden einen viel höheren Einfluss auf die Energiewende haben, als bisherige Gesetze und Verordnungen“, erläutert Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative, in der Mitteilung. Das mache die Taxonomie-Verordnung zu einem wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität bis 2050.
Unrealistische Grenzwerte
Der aktuelle Entwurf aus Brüssel könne jedoch nicht überzeugen. Dies zeige ein Beispiel aus dem Strommarkt: Auch über die Zielmarke 2050 hinaus werden steuerbare Kraftwerke weiterhin die schwankende Einspeisung der erneuerbaren Energien ergänzen müssen, sagt Kehler. Gaskraftwerke seien als Back-Up der Erneuerbaren besonders geeignet. Laut der aktuellen Fassung der Taxonomie dürften die Treibhausgasemissionen aus der Stromerzeugung mit gasförmigen und flüssigen Brennstoffen einen Grenzwert von 100g CO2/kWh nicht überschreiten. Dabei liegen selbst die klassenbesten Gaskraftwerke nicht unter 340g CO2/kWh, gibt Kehler zu bedenken.
Gaskraftwerke, die bis 2025 entstehen, wären von dieser Bemessungsgrenze zwar ausgenommen, jedoch wird für die Errichtung solcher Anlagen im Schnitt eine Vorlaufzeit von etwa sieben Jahren benötigt. „Für die Versorgungssicherheit sind Gaskraftwerke noch einige Jahrzehnte unerlässlich. Wenn Investitionen in die Gasinfrastruktur nicht als nachhaltig klassifiziert werden, riskieren wir in den 2030er Jahren Versorgungslücken und Stromausfälle“, warnt Kehler.
Ferber: Die falschen werden bestraft
Bei einer Veranstaltung von Zukunft Erdgas äußerte sich auch der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber kritisch. „Der gesellschaftliche Mehrwert ist meines Erachtens überschaubar. Hier werden jene bestraft, die den größten Beitrag leisten könnten.“ Es sei wichtig, die Taxonomie als Instrument zur Ermöglichung des Wandels zu begreifen und nicht zur Verhinderung oder Abschaltung bestehender Infrastruktur. „Wenn wir das falsch verstehen, werden wir in Deutschland eine soziale Schieflage erreichen.“
Zukunft Gas drängt nun auf Nachbesserungen. Wichtig seien realistischere Grenzwerte für die Erzeugung von Strom aus gasförmigen und flüssigen Brennstoffen, aber auch eine Verlängerung des Zeitrahmens bis zur Inbetriebnahme. (amo)