Recht & Regulierung

Opex ist nicht böse

Die Digitalisierung bietet riesige Chancen für die Verteilnetzbetreiber. Doch die Anreizregulierung wird dem nicht gerecht.
24.01.2018

Beinah euphorisch beschworen die Teilnehmer eines Expertentalks zu digitalen Verteilnetzbetreibern auf der Jahrestagung Energiewirtschaft 2018 des „Handelsblatts“ am Dienstagnachmittag in Berlin die Chancen der Digitalisierung. Gerade für ein modernes Netzmanagement und die Integration von Prosumern und fluktuierenden erneuerbaren Energien ergäben sich enorme Vorteile, so die Botschaft des Panels unter Leitung der Unternehmensberatung Oliver Wyman. Doch die rechtlichen Rahmenbedingungen passen meist nicht, vor allem in puncto Anreizregulierung.

Einsparungen von mehr als 100 Mio. Euro

„Die Netzentgeltsystematik wird der notwendigen Digitalisierung der Verteilnetze nicht gerecht“, unterstrich Egon Leo Westphal, Mitglied des Vorstands des Bayernwerks. „In der Logik der geltenden Anreizregulierung ist Opex böse, weil es als ineffizient gilt.“ Doch trotzdem treibe man Opex-Maßnahmen, wie den Einbau von intelligenten Reglern, voran, weil dies aus Unternehmens- und Kundensicht sinnvoll sei und schneller umgesetzt werden könne als der Netzausbau, berichtete Westphal. Durch Optimierungen des Netzbetriebs habe man in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit innovativen Mittelständlern aus der Region schon mehr als 100 Mio. Euro einsparen können.  

Ohne Maßnahmen für eine verstärkte Digitalisierung sei es praktisch unmöglich, die wachsende Zahl dezentraler steuerbarer Anlagen in die Verteilnetze zu integrieren. Schon derzeit summieren sich die dezentralen Erzeuger (inklusive Ladesäulen) im Bereich des Bayernwerks auf über 300 000, in wenigen Jahren werden es voraussichtlich mehr als eine Million sein, so Westphal. Er rechnet damit, dass sich der Anteil des erneuerbaren Stroms im Gebiet des Verteilnetzbetreibers, der jetzt schon bei über 65 Prozent liegt, weiter erhöht.

Gesetzgeber am Zug

„Es ist unsere Hauptaufgabe, eine Plattform für die vernetzte Energiewelt bereitzustellen“, betonte Westphal. Er zeigte sich im Gespräch mit der ZfK optimistisch, dass in absehbarer Zeit Bewegung in die Anreizregulierung kommt, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden. Die Bundesnetzagentur habe dies zum Teil schon begriffen, „nun ist der Gesetzgeber am Zug“, sagte Westphal. (hcn)