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Innogy verdient spürbar weniger, Vertrieb in Deutschland schwächelt

Vor der Übernahme durch Eon legt Innogy ein schwaches Halbjahresergebnis hin. Im Vertrieb sind die Herausforderungen "besonders groß", sagt Innogy-Chef Uwe Tigges.
10.08.2018

Innogy steht im Mittelpunkt einer Neuausrichtung des deutschen Energiemarktes - und kämpft derzeit mit mehreren Problemen.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ging das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) um zehn Prozent auf rund 1,55 Milliarden Euro zurück. Als maßgebliche Gründe hierfür nannte Innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther unter anderem ein schwaches Windaufkommen an vielen Anlagestandorten in Europa sowie die niedrige Eigenkapitalverzinsung aufgrund der neuen Regulierungsperiode Gas im Unternehmensbereich Netz- und Infrastruktur. Daneben seien in 2017 wirksame Einmaleffekte aus dem Bereich Vertrieb weggefallen. Das bereinigte Nettoergebnis sackte um 23 Prozent auf 662 Mio. Euro ab. Hier habe sich neben dem niedrigeren bereinigten operativen Ergebnis auch ein schwächeres Finanzergebnis ausgewirkt.

Gar nicht rund läuft es derzeit bei Innogy im Vertrieb. So sank die Zahl der Stromkunden in Deutschland in den ersten sechs Monaten um immerhin 75.000 auf 6,56 Mio. In Großbritannien gab es ein Minus von fast 200.000 Kunden auf rund 2,6 Mio. Ein ähnliches Bild in den Niederlanden und Belgien, nur in Tschechien und Ungarn gab es einen Aufwärtstrend. Insgesamt ging das EBIT im Vertrieb um 20 Prozent auf 475 Mio. Euro zurück. Die Ergebnisse waren im extrem wettbewerbsintensiven britischen Markt nach wie vor negativ, zeigten aber auch in Deutschland (um 20 Prozent) und den Niederlanden (um 26 Prozent) eine spürbar rückläufige Tendenz.

"Geht nicht um kurzfristige Lockpreise"

Das wettbewerbliche Umfeld in den Kernmärkten, bleibe weiterhin "sehr angespannt", hieß es. "Teils konnten wir Kunden nur dadurch halten, dass wir ihnen günstigere Konditionen anboten", erläuterte Günther. Doch gehe es nicht "um kurzfristige Lockpreise" und der Fokus liege "nicht allein auf den Kundenzahlen". "Wir konzentrieren uns auf ein werthaltiges Kundenportfolio - und daran halten wir fest", sagte der Innogy-Finanzvorstand. Die Abläufe sollen "noch effizienter" und "noch digitaler und serviceorientierter" werden.

Trotz aller Widrigkeiten bekräftigt das Management seine Jahresprognose. Innogy erwartet für 2018 einen bereinigten Nettogewinn von 1,1 Milliarden und ein bereinigtes EBIT von rund 2,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.

Nettoschulden steigen an

Nach oben ging es mit den Nettoschulden: Sie kletterten um 2,3 Milliarden Euro auf rund 18 Milliarden Euro. Als Gründe nennt der vor der Integration in den Eon-Konzern stehende Energieversorger die Gewinnausschüttungen im April sowie der saisonbedingt regelmäßig negative Free Cash Flow im ersten Halbjahr. Während der Strom- und Gasabsatz zu Beginn des Jahres saisonbedingt überdurchschnittlich hoch sei, verteilten sich die Zahlungen der Kunden gleichmäßig über das Jahr.

"Positiver Trend" bei Netzkonzessionen

Bei den Konzessionen im deutschen Netzgeschäft habe sich der positive Trend fortgesetzt, erklärte Innogy-Chef Tigges. So seien von Januar bis Juni dieses Jahres Neuabschlüsse von auslaufenden Konzessionsverträgen mit rund 200.000 versorgten Einwohnern erreicht worden. Mit vier Kommunen mit 60.000 versorgten Einwohnern habe Innogy zudem eine Netzkooperation abgeschlossen. Im ersten Halbjahr habe sich bei auslaufenden Verträgen keine Kommune gegen Innogy ausgesprochen. Weiterhin hätten sich vier Kommunen mit rund 30.000 versorgten Einwohnern erstmals für Innogy entschieden. (hil)