Wasser

2023 war zu nass – und zu warm

Das Jahr brachte den höchsten Jahresniederschlag, den der Ruhrverband je verzeichnet hat. Allerdings gab es auch bei der Jahresmitteltemperatur einen Rekord. Das Niederschlagsdefizit der vorhergehenden 14 Jahre wurde nur abgemildert.
10.01.2024

Im Dezember lag der Stauinhalt aller Talsperren des Ruhrverbands bei 87,5 Prozent (im Bild die Möhnetalsperre).

2023 war ein Spitzenjahr in Sachen Nässe. Mit 1466 Millimetern Jahresniederschlag im Gebietsmittel, 40 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt, belegte das Jahr unangefochten Platz 1 der nassesten Kalenderjahre seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen beim Ruhrverband im Jahr 1927. Damit brach 2023 einen Rekord, der immerhin 58 Jahre (seit 1965) Bestand gehabt hatte.

Außerdem belegte 2023 mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,2 Grad Celsius gemeinsam mit 2022 den Spitzenplatz in der Rangliste der wärmsten Kalenderjahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881. Auf Platz zwei folgt das Jahr 2020 mit 10,1 Grad Celsius und auf Platz 3 das Jahr 2018 mit 10,0 Grad Celsius.

Es fehlt immer noch ein Jahresniederschlag

Allerdings waren die 14 Jahre vor dem extrem nassen Jahr 2023 allesamt zu trocken, stellt der Ruhrverband fest. Das in dieser Zeit aufgebaute Niederschlagsdefizit wurde in den letzten Monaten zwar vermindert, summiert sich aber immer noch auf 1065 Millimeter – etwa ein durchschnittlicher Jahresniederschlag. Das bedeutet: Um dieses Defizit vollständig auszugleichen, müsste es weitere zweieinhalb Jahre so nass bleiben wie 2023.

Der niederschlagsreichste Monat im letzten Jahr war der Dezember mit 202 Millimetern im Gebietsmittel. Da (mit Ausnahme des Monats Juni) auch gerade der Sommer 2023 überdurchschnittlich nass war, musste der Ruhrverband erstmals seit 2017 keine Reduzierung der Grenzwerte zur Einhaltung der Mindestabflüsse in der Ruhr beim NRW-Umweltministerium beantragen.

Ruhr bekommt Wasser aus der Talsperre

Dennoch mussten insbesondere im Juni, Juli und September/Oktober zusätzliche Wassermengen aus den Talsperren an das Flusssystem abgegeben werden, um die Mindestwasserführung in der Ruhr aufrechtzuerhalten. Nach vorläufigen Berechnungen war in Villigst an insgesamt 48 Tagen im Kalenderjahr Zuschuss erforderlich, an der Mündung an 25 Tagen.

Der Gesamtstauinhalt aller Talsperren im Ruhreinzugsgebiet lag zu Beginn des Kalenderjahres am 1. Januar 2023 bei 73,9 Prozent vom Vollstau. Das waren 5,5 Prozent weniger als im langjährigen Mittel und zugleich der niedrigste Füllstand des Jahres.

Große Staumengen während des Hochwassers

Am 4. April 2023 erreichten die Talsperren mit 96,4 Prozent vom Vollstau den höchsten Gesamtfüllstand im Kalenderjahr 2023 und wurden von Mitte Mai bis Mitte Oktober, abgesehen von einer kurzzeitigen Unterbrechung im regenreichen August, kontinuierlich abgestaut. Im November und insbesondere im Dezember stieg der Gesamtstauinhalt durch den Rückhalt großer Wassermengen während des Hochwassers deutlich an und lag am 31. Dezember 2023 bei 87,5 Prozent vom Vollstau. (hp)