Abwasser

Corona im Abwasser: Hessen will Standardverfahren entwickeln

Das Projekt der TU Darmstadt soll als Blaupause für ganz Deutschland dienen. Eine besondere Rolle spielt dabei ein mobiles Labor.
09.09.2021

Corona im Abwasser auf der Spur: Prof. Susanne Lackner von der TU Darmstadt im Labor.

 

„Die TU Darmstadt hat im Zuge ihrer Forschungs- und Validierungsarbeiten bereits eine europaweit herausragende Expertise im abwasserbasierten Monitoring von Sars-CoV-2 entwickelt“, erklärt die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Das neue, schnelle System verschafft uns Zeit – wichtige Zeit, die sinnvoll für gezielte Virusbekämpfungs- und Präventionsmaßnahmen vor Ort zum Beispiel bei lokalen Ausbrüchen genutzt werden kann.“

„Die an der TU Darmstadt entwickelten Methoden haben sich in der Anwendung bewährt. Was noch fehlt, um die Methode für ein flächendeckendes Monitoring zu nutzen, sind vor allem Standards und Strukturen zur Verarbeitung und Nutzung sowie Parameter für die epidemiologische Bewertung der Daten durch die Gesundheitsbehörden“, so der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Diese Lücke soll jetzt durch das Projekt geschlossen werden. Ein standardisiertes Konzept würde sich „als Referenz für eine Umsetzung auf Bundesebene anbieten“.

Die Vorgehensweise

Auch die hessischen Ministerien für Gesundheit und Umwelt sind in das Projekt eingebunden. Über acht Monate werden rund 200 Proben von hessischen Kläranlagen untersucht. Die Auswahl erfolgt mit dem Ziel einer möglichst großen Abdeckung der Einwohner Hessens sowie des Flughafens Frankfurt als internationalem Reisedrehkreuz
.
Zunächst wird so das Abwasser von mehr als 40 Prozent der Einwohner über die gesamte Landesfläche verteilt beprobt und beobachtet. Die Ergebnisse der Beprobung werden durch das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) epidemiologisch bewertet und mit den Gesundheitsämtern geteilt, um ein standardisiertes Bewertungsverfahren zu entwickeln.

Analysen im Laborbus

Für den Bau eines mobilen Labors, das die Beprobung der Kläranlagen zusätzlich unterstützen soll, stehen insgesamt 600.000 Euro zur Verfügung. Der Vorteil des mobilen Labors besteht vor allem darin, dass die technisch anspruchsvolle und zeitlich aufwendige Analyse der Abwasserprobe schon im Laborbus, also an Ort und Stelle der Beprobung, begonnen werden kann und damit die Ergebnisse schneller vorliegen.

„Die Genomanalyse von Abwasserproben ist aufwendiger als der rein quantitative Nachweis von Viren-RNA, liefert aber wichtige Informationen über die Verteilung von Mutationen“, erläutert die Projektverantwortliche Prof. Susanne Lackner vom Fachgebiet Wasser und Umweltbiotechnologie an der TU Darmstadt. „Unser Vorhaben hat außerdem das Potenzial, wichtige Erkenntnisse für ein abwasserbasiertes Frühwarnsystem für andere Krankheitserreger zu liefern, beispielsweise andere Viren oder antibiotikaresistente Keime, um damit zukünftigen Pandemien vorzubeugen oder sie schneller in den Griff zu bekommen.“ (hp)