Abwasser

„Herzstück“ des Abwasserkanals Emscher besteht erste Tests

Das gigantische Pumpwerk Oberhausen ist fast fertig. Damit konnte der Abwasserkanal probeweise erstmals auf kompletter Länge geflutet werden.
28.04.2021

Eine der zehn Pumpen in dem Riesenpumpwerk Oberhausen für den Betrieb des Abwasserkanals Emscher.

 

Die neue Emscher rückt immer näher: Die Emschergenossenschaft hat in den vergangenen Wochen erste Funktionsprüfungen der Motoren und Maschinen im Pumpwerk Oberhausen durchgeführt. Sie sind die Basis dafür, die künftige abwassertechnische Hauptschlagader der Region, den unterirdischen Abwasserkanal Emscher (AKE), in Betrieb zu nehmen. Das Kanalsystem wird dann trennen, was nicht zusammengehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen in und durch die Emscher fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch durch Kanäle in Richtung der Kläranlagen transportiert.

Die vollständige Inbetriebnahme des Pumpwerks Oberhausen will die Emschergenossenschaft nach aktueller Planung im August 2021 vornehmen – es wird der größte und wichtigste Meilenstein in der Geschichte des Emscher-Umbaus sein. Bei den Tests liefen zunächst sechs von zehn Pumpen. Bei der erfolgreichen Funktionsprüfung der Pumpen wurde noch einmal die Einzigartigkeit des Pumpwerks Oberhausen deutlich: Die Förderhöhe von nahezu 40 Metern und die Förderleistung der Pumpen von bis zu 2060 Litern pro Sekunde übertrifft die anderen beiden AKE-Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop, teilt die Emschergenossenschaft mit.

Schrittweiser Anschluss

Der unterirdische Abwasserkanal hat eine Länge von 51 Kilometern und reicht von Dortmund bis Dinslaken. Er ist bereits auf ganzer Länge verlegt. Im 35 Kilometer langen Abschnitt zwischen Dortmund und Bottrop ist der AKE seit September 2018 in Betrieb. Stück für Stück sind seitdem große Nebenläufe wie zum Beispiel der Nettebach in Dortmund, der Hellbach in Recklinghausen oder der Ostbach in Herne an den unterirdischen Sammler angeschlossen worden.

Die Emscher führt dadurch bereits deutlich weniger Abwasser als zuvor. Zahlreiche weitere Einleitstellen sind anschlussbereit, die Emschergenossenschaft nimmt das weltweit einzigartige Kanalsystem jedoch bewusst nach und nach in Betrieb.

Drei große Pumpwerke nötig

Der 51 Kilometer lange Abwasserkanal Emscher, der das Schmutzwasser aus den Zuflusskanälen aufnimmt, besteht aus Stahlbeton-Rohren mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80 Metern. In acht bis 40 Metern Tiefe fließt das Abwasser mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern in der Stunde. Dafür ist ein Gefälle von 1,5 Promille notwendig.

Würde der Kanal mit diesem Gefälle in einer Linie verlaufen, würde er Dinslaken in 80 Metern Tiefe erreichen – zu tief, um das Abwasser anschließend in die Kläranlage Emscher-Mündung im Städte-Dreieck Oberhausen, Duisburg und Dinslaken zu heben. Das Gefälle wird künftig durch drei gigantische Pumpwerke ausgeglichen: in Gelsenkirchen, in Bottrop und in Oberhausen. Die Anlagen in Gelsenkirchen und Bottrop sind bereits im September 2018 an den Start gegangen.

Ein Generationenprojekt

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Mrd. Euro investiert werden. (hp)