Abwasser

Hessen prüft Ausbau von Kläranlagen

Multiresistente Keime, Mikroplastik, Spurenstoffe, Arzneimittel - all das sollte nicht im Wasser sein. Herkömmliche Kläranlagen können diese Stoffe nicht herausfiltern. Experten raten zu einer vierten Reinigungsstufe. In Hessen wird solch eine Anlage jetzt getestet.
25.06.2018

Kläranlagen reinigen das Abwasser und entlassen das behandelte Wasser in den Vorfluter.

Das Land Hessen prüft, ob Kläranlagen nachgerüstet werden können, um antibiotikaresistente Keime zu entfernen. Derzeit wird im südhessischen Langen eine sogenannte vierte Reinigungsstufe getestet. «Die Ergebnisse sollen bis zum Herbst 2018 vorliegen», sagte ein Sprecher des Umweltministerium in Wiesbaden der Deutschen Presse-Agentur. Danach werde geprüft, ob man die Technik auf andere Kläranlagen übertragen könne und wie viel das kosten würde.

In allen Frankfurter Gewässern waren im vergangenen Jahr multiresistente Erreger gefunden worden. Das Gesundheitsamt der Stadt hatte im März einen entsprechenden Bericht vorgelegt. Bei den in Proben entdeckten Erregern handelt es sich um Bakterien, gegen die die meisten Antibiotika nichts ausrichten können. Sie sind in der Medizin ein großes Problem.

Umweltbundesmt hält Vierte Reinigungsstufe für sinnvoll

Eine Option, die Krankheitserreger aus dem Wasser zu filtern, ist die sogenannte vierte Reinigungsstufe. Das Umweltbundesamt hält diese für sinnvoll und schlägt vor, den Ausbau über eine Abwasserabgabe zu finanzieren. Technisch funktioniert das meist mit Ozon und Aktivkohle.

Die meisten Ausbauten gibt es nach Angaben des Umweltbundesamtes in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Baden-Württemberg. Wie aus dem «Lagebericht Kommunales Abwasser 2017» hervorgeht, besitzen dort 13 Kläranlagen eine vierte Reinigungsstufe, ein Dutzend weitere sind in Planung.

Test in der Kläranlage Langen

In Hessen läuft bislang nur ein Test in der Kläranlage Langen. Dabei werde «die weitergehende Entfernung von Spurenstoffen, Mikroplastik und auch antibiotikaresistenten Keimen im Rahmen einer großtechnischen Versuchsanlage untersucht», erklärte das Ministerium. Der Sprecher schränkte aber ein: «Vierte Reinigungsstufe bedeutet nicht grundsätzlich, dass damit alle Keimbelastungen beseitigt sind.»

Badegewässer werden laut Ministerium während der Saison ständig überwacht - nicht aber Fließgewässer, die nicht unter die EG-Badegewässerrichtlinie fallen. «Einzelne Proben zeigen, dass Darmkeime - ob mit oder ohne Resistenzgene - in einer Vielzahl von Gewässern nachzuweisen sind», gibt das Ministerium zu und rät: «Das Baden in Fließgewässern, insbesondere in denen, die in der Nähe von Kläranlagen und Vorflutern sind, sollte generell unterbleiben.»

Neue Landesstrategie gegen Spurenstoffe

Auch andere unerwünschte Stoffe - so genannte Spurenstoffe - gelangen in Hessens Gewässer. Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) will deswegen am Montag (25.Juni) in der Zentralkläranlage Büttelsborn eine neue Landesstrategie gegen Spurenstoffe im hessischen Ried vorstellen. Dabei handelt es sich um Bestandteile von Medikamenten, Haushalts- und Industriechemikalien oder Pflanzenschutzmitteln, die über verschiedene Wege in die Bäche und Flüsse gelangen. (dpa/al)